CD Kritik Progressive Newsletter Nr.77 (03/2013)
Aparacedios - Palito Bombón Helado
(39:40, AltrOck Productions, 2012)
Lateinamerikanische Wurzeln in einen Rock- bzw. Jazz Rock Kontext zu stopfen, kann in einer spannenden Verbindung münden - muss aber nicht. Bei Aparacedios, deren Rumpftruppe ursprünglich aus Argentinien stammt, die aber inzwischen in Italien heimisch geworden sind, hat man immer das Gefühl, dass der Ansatz gut durchdacht wurde, das Endresultat fällt zum Großteil jedoch einfach zu unspektakulär aus. Die Rhythmen aus den Breitengraden zwischen Karibik und Anden wirken gezähmt, von der lebensbejahenden Energie aus jenen Regionen befreit, wenn man sie mit der originalen Folklore von vor Ort vergleicht. Tango, Salsa, Andine Musik gepaart mit Rock, Klassik und Jazz sind nichtsdestotrotz überaus kompetent und filigran gespielt, aber über weite Teile eben zu unauffällig ohne Sturm und Drang verschmolzen. Hin und wieder blitzen jedoch genau jene genialen Momente auf, die man sich für das gesamte Album gewünscht hätte. Das lebendige "Saracinesca" ist so ein Fall und auch auf dem recht kurzen "Impro" gibt man sich erfrischend schräg und munter avantgardistisch. So ist dies ein Album voller Erwartungen und Versprechungen, die nur zum Teil erfüllt werden. Die Grundidee blendend ausgedacht, aber in der Umsetzung zu zurückhaltend, zu gezähmt. Da geht noch mehr beim nächsten Mal.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2013