CD Kritik Progressive Newsletter Nr.77 (03/2013)
Lifesigns - Lifesigns
(53:49, Esoteric Antenna, 2013)
Hinter dem relativ unspektakulären Namen Lifesigns verbirgt sich wieder mal eine Ansammlung von erfahrenen, namhaften Musikern, die sich für ein Projekt zusammenfanden. Der Kern der Band besteht aus John Young (Gesang, Keyboards), Nick Beggs (Bass, Chapman Stick, Gesang) und Frosty Beedle (Schlagzeug). Verstärkt wird das Trio von Steve Hackett, Thijs van Leer, Jakko Jakszyk und Robin Boult. Nun sorgen allseits bekannte Musiker nicht immer notwendigerweise für einen formidablen Hörgenuss, doch bei Lifesigns werden die Erwartungen in gewisser Weise erfüllt und man bekommt eine Art "Edel" Prog geboten, der voll stimmungsvoller Tiefe steckt und auf zu offensichtliche Instrumentalschlachten komplett verzichtet. Gerade mal 5 Tracks (keiner kürzer als 9 Minuten) lassen natürlich erst einmal ausufernde Prog Eskapaden vermuten, doch überzeugen vor allem der kompositorisch recht unaufgeregte Aufbau, der aber genau in den richtigen Momenten solistischen Bombast bzw. progressiv-sinfonische Ausschmücken beisteuert. Gerade die feinen Gitarrenlinien von Steve Hackett und die kurzen Flötenpassagen von Thijs van Leer setzen manch euphorischen Schwerpunkt, während Lifesigns vor allem als harmonische Gesamtsumme der beteiligten Künstler funktioniert. Das Album durchzieht eine leicht traurige, melancholische Soundfarbe, die immer wiederkehrenden perkussiven Bassläufe von Nick Beggs und Ambient Klangteppiche sorgen für einen offenen, modernen Anstrich. Der Gesang von John Young ist eher in die Rubrik unauffällig einzusortieren. Seine Art erweckt den Eindruck von Distanz, von Introvertiertheit, passt jedoch durchaus zur wohldurchdachten, edlen Stimmung. Wenn man somit zu diesem Album neben dem wenig offensiven Gesangsstil Kritik äußern möchte, dann bezieht sich diese vor allem darauf, dass trotz epischer Songlängen nicht unbedingt sehr viel passiert, das Songmaterial weniger von Komplexität und Abwechslung, sondern vor allem von den emotionalen Augenblicken getragen wird. Die cineastische Weitläufigkeit überzeugt jedoch durch progressive Schönheit und verspielte Effektivität, in genau den richtigen Momenten beginnen die Songs zu leuchten und glänzen. Man merkt den hier vereinten Musikern an, dass sie Niemandem mehr etwas beweisen müssen, sondern einfach Spaß am gemeinsamen Spielen haben. Da drängt sich niemand vordergründig in den Fokus, da wirkt jede solistische Einlage als homogener Teil der Gesamtheit. Kunst Rock der schönsten Art.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2013