CD Kritik Progressive Newsletter Nr.77 (03/2013)

Kompendium - Beneath the waves
(67:16, 7Stones Records, 2012)

Wenn Rob Reed (u.a. Magenta, Cyan, The Fyreworks) ein Projekt anpackt, dann huldigt er meist dem Retro Prog der 70er, wobei man zwar eindeutige Einflüsse erkennen kann, dies aber dennoch gekonnt zu etwas Eigenem verwoben wird. Für die ambitionierte Realisierung seines aktuellen Projekts Kompendium nahm er sich mehrere Jahre Zeit, komponierte epische Musik, die er selbst als Verbindung von klassischem Prog mit keltischen Einflüssen betrachtet. Mit allerlei namhaften Gastmusikern - u.a. Steve Hackett, Mel Collins, Nick Beggs, Gavin Harrison, Francis Dunnery, Troy Donockley, Jakko Jakszyk - entstand ein Werk, bei dem Rob Reed leider die Muse des progressiven Größenwahns ein paar Mal zu oft geküsst hat. Der Bogen des cineastischen Prog Bombasts wird bisweilen zu weit überzogen. Vor allem durch leicht überfrachtete Chorpassagen, klassische Gesangsstimmen und orchestrale Begleitung wird zu viel Wucht und Überschwang transportiert, der Inhalt verschwindet teils unter klanglicher Überfrachtung. Das erinnert stellenweise an die klassischen Wakeman Werke bzw. die frühen Mike Oldfield Alben, nur eben alles noch mehr auf die klanglich aufgeblasene Spitze getrieben. Dass Rob Reed ein ausgezeichneter Handwerker und Arrangeur ist, hat er vor allem bei Magenta und Cyan mehrfach unter Beweis gestellt. So ist "Beneath the waves" natürlich auch ein Werk voll ergreifender Harmonik und spannenden Arrangements, sofern diese eben nicht zu übertrieben aufgebaut sind. Das Album funktioniert deshalb immer dann perfekt, wenn sich der Kompositionsstil zurücknimmt und den einzelnen Instrumenten und klanglichen Aspekten Freiraum zum Atmen gegeben wird. Ebenso sorgen die keltischen Anleihen für eine frische Note. Trotzdem gilt hier in der Gesamtbeurteilung die oft zitierte Phrase: weniger wäre definitiv mehr gewesen. Wer natürlich ein Faible für überbordende Sinfonik mit keltischen Folkanleihen verpackt in ein wuchtiges Konzeptwerk hat, liegt bei diesem Album 100% richtig. Das Album ist übrigens ebenfalls als limitierte, aufwändig gestaltete CD/DVD Ausgabe mit Aufklappcover, großformatigem Booklet und Bonus Videos, sowie ebenfalls als Vinylversion erhältlich.

Kristian Selm



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