CD Kritik Progressive Newsletter Nr.77 (03/2013)
Jolly - The audio guide to happiness (Part 2)
(56:03, InsideOut, 2013)
Der zweite Teil von "The audio guide to happiness" ist wiederum ein gekonnter, im Sinne des Albumnamens glücklicher Stilmix, mit dem sich Jolly wohltuend aus der Mainstream Masse herausheben. Ob powervoller, griffiger Rock, verfeinert durch einige Reggae Takte, ausufernder Power Pop oder atmosphärischer Art Rock - die Band aus New York bietet anspruchsvolle Konsensmusik für eine breite Masse, die echten Rockpunch hat, aber eben auch jene stimmungsvollen Wendungen, die aufhorchen lassen und die man sich viel häufiger als Radiomusik wünschen würde. Dabei stand die Veröffentlichung des Albums unter keinem sehr guten Stern. Produzent / Schlagzeuger Louis Abramson verlor im Oktober 2012 durch Hurricane Sandy sein Haus und damit die Band ihren Proberaum und Aufnahmestudio, wie auch ein Großteil des Equipments den Naturgewalten zum Opfer fiel. Doch die Band sammelte Geld und vor allem durch Unterstützung ihrer Fans ergab sich doch noch die Möglichkeit, die Arbeiten am aktuellen Album fertigzustellen. Zwar laufen Jolly mitunter unter dem Label "Progressive Rock", doch bestimmen vielmehr interessante Melodielinien, wuchtige Grooves und satte, holpernde Riffs den Sound der Amerikaner. Gerade die Vermischung der unterschiedlichen Stilmerkmale zeichnet die Eigenständigkeit der Band aus. Das ist zeitgemäßer, aktueller Rock, der zwar ins Ohr geht, aber auch jene Dichte, die für die nötige Spannungstiefe sorgt. Man mag dies teils als zu kommerziell bezeichnen, doch hat man nicht den Eindruck, dass dies kalkuliert bzw. zu offensichtlich eingesetzt wird. So ist "Part 2" vom "The audio guide to happiness" ein wunderbares Stück Rockmusik, das sich aus vielen Bereichen bedient und trotzdem auf einer eigenen Ebene funktioniert.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2013