CD Kritik Progressive Newsletter Nr.77 (03/2013)
Jeseter - Promena
(47:48, Privatpressung, 2012)
Im allerersten Moment habe ich das Frontcover - natürlich - falsch wahr genommen und mein Auge wollte erst mal "Jester" lesen. Nein - falsche Baustelle. Die Band heißt Jeseter, und mit Marillion und Co. hat deren Musik auch kaum etwas zu tun. Aus den abgedruckten Informationen im Booklet werde ich mangels Kenntnis der Muttersprache nicht schlau. Denn Jeseter stammen aus Tschechien. Und das hört man auch, denn sie singen in Landessprache. Und da der Gesangsanteil ziemlich hoch ist, ist dies logischerweise ein wichtiger Faktor. Die Art des durchaus variabel vorgetragenen Gesangs von Frontman Tobi ist sicherlich gewöhnungsbedürftig - geht aber für mich in Ordnung, mit der Zeit gefällt es mir sogar richtig gut. Musikalisch ist das durchaus abwechslungsreich, was das Quintett hier bietet. Das ist feiner Symphonic Rock, bisweilen auch mal mit Ausflügen in Neo Prog- wie auch leicht jazzige Gefilde. Kernstück ist der 20-minütige Titelsong, der das Album eröffnet. Neben dem recht präsenten Gesang, der mit viel Pathos und Energie vorgetragen wird, dürfen auch Gitarre und Keyboards gelegentlich die Hauptrolle übernehmen. Sehr schön ist hier unter anderem eine Passage, in der eine Gastsängerin mit lautmalerischem Gesang eine eher ruhige Sektion des Longtracks mitbestimmt. Als Bonus Tracks werden die Titel 4 und 5 ausgewiesen, was etwas seltsam erscheint, da die ersten drei Titel nur eine Spielzeit von unter 36 Minuten aufweisen. Bei einem dieser Songs spielt der musikalische Gast Daniel Tlolka an der Geige eine wichtige Rolle, insgesamt scheint mir der Gitarrist Jan Gajdica das Sagen zu haben, von ihm stammen fast alle Kompositionen. Das Ganze klingt bisweilen etwas rau und noch ungeschliffen, aber die Tschechen wissen mit gewissem herben Charme zu überzeugen. Ein ausgesprochen interessanter Newcomer, den ich auf jeden Fall im Auge behalten werde! Empfehlenswert!
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2013