CD Kritik Progressive Newsletter Nr.77 (03/2013)

Herd Of Instinct - Conjure
(53:13, Firepool Records, 2013)

Bereits mit ihrem titellosen Debüt gaben Herd Of Instinct klar die stilistische Richtung vor: zeitgemäßer Progressive Rock mit elektronischem Einschlag, Ambient Zitaten und moderner crimsonesker Färbung. Dies ist auch beim Nachfolger nicht anders. Wiederum sind auch namhafte Gäste am Start, z.B. Colin Edwin (Porcupine Tree), während Gayle Ellett (Djam Karet), der beim Erstling noch als Gast geführt war, inzwischen zum vollwertigen Bandmitglied aufgestiegen ist. Der Sound wirkt hier und dort zwar etwas zu elektronisch steril, was aber durchaus beabsichtigt sein mag, um den etwas kalten, industriellen Touch der Musik zu verstärken. Ansonsten gelingt eine spannende Gratwanderung zwischen perkussiven Rhythmen, dramatischer Prog Power und schwebender Klang Ästhetik. Da hier die Technik immer als Mittel zum Zweck eingesetzt wird, wirken selbst die verzwirbelten, schrägen Gitarrenfiguren noch relativ harmonisch. Gelegentliche Flöteneinsätze, wuchtige Keyboardakkorde oder weichere Gitarrenläufe übernehmen dafür die solistische Vorreiterrolle. Brachiale Momente wechseln aber mit weichgezeichneter, cineastischer Klangexotik, es gibt zudem genügend harmonische Retro Augenblicke zum Durchatmen. "Conjure" nimmt crimsoneskes Gedankengut der Neuzeit auf und hat einen eigenen Weg der Weiterführung gefunden. Wer nicht genug von dieser Art von Musik auf qualitativ ansprechendem Niveau bekommt, wird auch von diesem Album in die entsprechenden Soundtiefen entführt.

Kristian Selm



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