CD Kritik Progressive Newsletter Nr.77 (03/2013)
Haiku Funeral - Nightmare painting
(43:22, Aesthetic Death, 2012)
"Post-Everything": So nennt ein Promo-Film den Höllenwunschpunsch, den die Partners in crime, William Kopecky (bss, voc) und Dimitar Dimitrov (voc, electronics; u.a. Corpus Diavolis, Unhealthy Dreams) hier angesetzt haben. Und dann noch: "Avantgarde" und "ritualistic". Bis schließlich sogar die komplette Genre-Bezeichnung geliefert wird: "Dark psychedelic doom meets experimental black metal". Nur den Spritzer Trip Prog vermisst man in der sonst akkuraten Rezeptur-Angabe. Denn zumindest einige Teile dieser Beschwörungen - und ganz besonders "Heavy-breasted innocence" - erinnern schaurig bis wohlig an Ulvers Großtat "The marriage of heaven and hell" - also an jene Phase der Wölfe, in der ihre Black Metal Herkunft nur noch atmosphärisch abglänzte. Die Industrial Grooves von Tracks wie "Blacklight Amniotic Erotica" scheinen zwar keinesfalls für die Dorfdisco geeignet, modernisieren den Ansatz aber erheblich. Daher kann man dieses Gemälde auf mehrere Arten genießen: Sich von Musik und Text von beispielsweise "The rise of Behemoth" schockieren lassen. Oder das in seiner dunklen Zerrissenheit durchaus ästhetisch wirkende Album als Gesamtkunstwerk auf sich wirken lassen. Bei jeder Rezeptionsweise sind die teils stark verzerrt verstärkten Bass-Linien des auch im Prog beheimateten Kopecky (u.a. Flyin' Ryan Brothers, Kopecky, Pär Lindh Project, Far Corner, Parallel Mind, Yeti Rain) ein Fest. Für mutige Musikhörer. Für Fans von Agalloch & Co. ja sowieso.
Klaus Reckert
© Progressive Newsletter 2013