CD Kritik Progressive Newsletter Nr.77 (03/2013)

Godsticks - The envisage conundrum
(59:38, Privatpressung, 2013)

Die aus Südwales kommenden Godsticks gehen unbeirrbar ihren eigenen Weg. Ihr ausgefeilter Alternative Rock kombiniert jede Menge unterschiedlichste Einflüsse, die mal Richtung Progressive Rock, Art Pop oder ganz entfernt in den Metal Bereich schielen, ohne dass die Band ihren signifikanten Sound aufgibt. Das Power Trio von der britischen Insel versteht es, auf zu offensichtliche Komplexität zu verzichten, dennoch ist ihre Musik derart harmonisch verschnörkelt, dass man zugleich mit Melodik, als auch unterschwelliger Vertracktheit unterhalten wird. Der melancholische Unterton baut nicht auf direkten Gute-Laune Appeal, aber trotzdem können Godsticks mit beiläufiger Lässigkeit und fließender Zerstreutheit punkten. Der progressive Touch bei Godsticks ist definitiv nicht auf Offensichtlichkeiten fixiert. Das wirkt wie eher zufällig, aber trotzdem sehr pointiert dahingespielt, hat immer Absicht und Konzentriertheit. Da flirren Allan Holdsworth Gitarrenfiguren relaxt vorbei, wird rhythmische Verspieltheit locker aus dem Handgelenk eingeworfen. Alles wirkt einfach unbestreitbar gelöst und ungezwungen, gleichzeitig sehr sympathisch unangestrengt. Godsticks verpacken auf "The envisage conundrum" ihr Können so geschickt, dass man nur selten von progressiver Überheblichkeit erschlagen wird. Genauso funktioniert es, anspruchsvolle Rockmusik in einen zeitgemäßen Kontext zu verpacken.

Kristian Selm



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