CD Kritik Progressive Newsletter Nr.77 (03/2013)
Finch - Mythology
(73:05 + 75:32 + 76:42, Pseudonym, 2013)
Seit vielen Jahren waren die Alben von Finch nicht mehr in digitalem Format erhältlich. Nun hat sich endlich das Label Pseudonym Records doch noch erweicht und bringt das Material endlich in remastertem Format wieder auf den Markt. Der Fan bekommt gleich das Rundum-Sorglos Paket präsentiert. "Mythology" enthält nicht nur die drei Studioalben "Glory of the inner force" (1975), "Beyond expression" (1976) und "Galleons of passion" (1977) in neu aufbereiteter Form, sondern das Material wurde zudem um die Single "Colossus" (1975), bisher unveröffentlichtes Livematerial und noch einige Demos ergänzt. Warum die Reihenfolge bei einigen Tracks etwas verändert wurde, bleibt im Dunkeln. Diese leichten Modifikationen wiegen jedoch keineswegs zu schwer, wird dieses Package zudem durch ein recht ausführliches Booklet perfekt abgerundet. Der rein instrumentale Progressive Rock von Finch gehört auch heute noch zu den absoluten progressiv-sinfonischen Highlights der 70er. Im Schatten ihrer Landsleute von Focus gelang Finch zwar nie der ganz große internationale Durchbruch, doch hat ihr Material jene Würde, verspielten Schwung, spielerische Eleganz und Kraft, die dem Material eine zeitlose klassische Prägung verleiht. Mitunter erinnert der sinfonisch geprägte Progressive Rock in einigen Passagen an die frühen Yes, prägen elegische Eleganz im Stil von Camel die Arrangements. Doch trotz dieser gelegentlichen Vergleichsmomente gelingt Finch eine überaus eigenständige Note, die in den frühen Jahren auf leichte Jazz Rock Elemente und improvisativen Charakter baut, während später immer mehr die instrumentale Interaktion aus flirrenden Gitarrenfiguren und sachtem Keyboardspiel dominieren. Auch gelang es Finch immer wieder, Longsongformate jenseits der 15 Minuten Grenze mit Vitalität und Abwechslung zu füllen. Während man vielen holländischen Bands eine oftmals zu seichte bzw. sanfte Seite attestiert, gilt diese Beschreibung für die sehr energetische Spielweise von Finch keineswegs. Das Material überzeugt mit flottem Elan, wartet mit überraschenden Wendungen auf, hat gleichzeitig jedoch die ergreifende Eleganz der 70er, die mitreißt. Eine überaus empfehlenswerte 3er Box.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2013