CD Kritik Progressive Newsletter Nr.77 (03/2013)

Gert Emmens - An artist's stroke
(78:32, Groove Unlimited, 2012)

Als Kontrast zum ebenfalls hier besprochenen EM-Prog-Album, das der holländische Elektronik-Künstler Gert Emmens unter dem Namen Gert Emmens Project an den Start brachte, sei an dieser Stelle ein im Frühjahr 2012 veröffentlichtes Album vorgestellt, das Emmens in seinem eigentlichen musikalischen Zuhause zeigt, der elektronischen Musik. Und dieses Metier beherrscht er mittlerweile perfekt. Das Album ist randvoll gepackt mit sieben Titeln, die meist über 10-Minuten lang sind. Die Gefahr ist nun natürlich groß, dass das zwar gut gemeint ist, aber sich eben auf dieser langen Spieldauer eine gewisse Langeweile einschleicht. Ich bin prinzipiell kein Freund derartig voll gestopfter CDs, aber in diesem Fall fällt es gar nicht so auf, denn der Elektronik-Freund wird hier auf beste Weise unterhalten. Emmens weiß seine Kompositionen auf sehr geschickte Weise abwechslungsreich und atmosphärisch dicht zu gestalten. Hier passt die rhythmische Arbeit perfekt, die synthetischen Klangflächen sind teils bombastisch, teils dezent-romantisch. Immer wieder werden Mellotronsounds eingestreut, die den symphonischen Ansatz begleiten. Manches ist Berliner Schule beeinflusst, gelegentlich wird es auch ein wenig pompös, dann erinnert es bisweilen an Vangelis oder Jarre. Dass Emmens in meiner persönlichen Bewertung ausgesprochen gut abschneidet, liegt im Wesentlichen auch daran, dass er es schafft, schöne Melodielinien einzubringen, die neben den üblichen Elektronik-typischen Beilagen für die besondere Note sorgen. Und so kann mich dieses Album, das sich musikalisch mit den Werken des russischen Malers Yuri Pugachov auseinander setzt, voll und ganz überzeugen. (Wie immer: die Einstufung spiegelt meine persönliche Elektronik-Skala wider und ist nicht mit den Prog-Bewertungen vergleichbar).

Jürgen Meurer



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