CD Kritik Progressive Newsletter Nr.77 (03/2013)
Alphataurus - AttosecondO
(48:58, BTF, 2012)
Alphataurus gehören zu den weniger bekannten italienischen Klassikproggern, zumal sie im Jahre 1973 nur eine richtige Scheibe veröffentlichten. Prägend war für Alphataurus ein variationsreiches Orgelspiel mit fettem Sound, ausdrucksstarker italienischer Gesang und geschicktes Verknüpfen von sinfonischen, rockigen und jazzigen Tönen. Bei den Aufnahmen zu ihrem Zweitwerk "Dietro lïuragano" im gleichen Jahr brach die Band schon auseinander und fand erst im Jahre 2010 wieder mit neuem Sänger und Bassisten sowie einem zweiten Keyboarder zusammen. Zwar veröffentlichte Mellow Records 1992 die Rohfassungen der Aufnahmen zur zweiten Scheibe, die aber eher etwas für eingefleischte Italo Prog Fans sein dürften. 2010 gab es dann ein fulminantes Reunion Konzert beim italienischen Progvention in Mailand. Hiervon wurde die hörenswerte Veröffentlichung "Live in Bloom" aufgenommen, worauf auch zwei Tracks von "AttosecondO" zu finden sind. Sowieso ist die neue Studioscheibe von Alphataurus die Vollendung ihrer nicht fertig gestellten Zweiten. Denn drei Tracks von "Dietro l'uragano" gibt es nun in durchkomponiertem frischen Glanz zu hören und zwei neue, fast zehnminütige Kompositionen. Der neue Sänger Claudio Falcone macht seine Sache bestens und weiß zwischen gefühlvoller und überzeugend druckvoller Intonation die Musik abwechslungsreich in Italienisch zu begleiten. Da mit Andrea Guizzetti und Gründungsmitglied Pietro Pellegrini zwei Keyboarder mit an Bord sind, kommt der Freund der Tastenklänge auf "AttosecondO" sowieso voll auf seine Kosten. Und Gitarrist Guido Wassermann weiß sein Gitarrenspiel ebenfalls äußerst variabel in Szene zu setzen, sodass sowohl gilmoureske Klänge als auch rockige Riffs den Klangkosmos von Alphataurus bereichern. Musikalisch bewegt man sich überwiegend im sinfonisch-rockigen Prog Genre, wobei natürlich der Charme der frühen siebziger Jahre durch die Reife der Kompositionen zu spüren ist. Ich würde mich freuen, von der Band weitere Lebenszeichen zu vernehmen!
Wolfram Ehrhardt
© Progressive Newsletter 2013