CD Kritik Progressive Newsletter Nr.77 (03/2013)
Computerchemist - Signatures I
(75:19, Privatpressung, 2012)
Computerchemist - Signatures II
(69:37, Privatpressung, 2012)
Der Name Computerchemist tauchte bereits vor über zwei Jahren im PNL auf. Danach war erst mal nichts mehr von David Pearson zu hören, der hinter dem Pseudonym Computerchemist steckt. Nun ist er zurück mit einem zweigeteilten Projekt, das mit einer Besonderheit aufwartet. Pearson, der hauptsächlich an Synthesizern agiert, aber ebenso Gitarren und Bass bedient und für Sequenzer Programming zuständig ist, bekommt nämlich tatkräftige Unterstützung. Und wer jetzt billigen programmierten Rhythmus erwartet, liegt völlig falsch, denn der Gast ist Schlagzeuger. Und dass dieser Schlagzeuger nicht nur mal eben zum Einspielen von einigen wenigen Parts ins Studio gekommen ist (übrigens in sein eigenes Zsolt Studios), zeigt sich nicht nur im durchweg kompetenten Schlagzeugspiel, sondern auch in der Tatsache, dass - bis auf den jeweiligen Abschlusstitel - sämtliche Titel als Gemeinschaftskompositionen entstanden. Dave Pearson lebt schon seit geraumer Zeit in Ungarn, und so erstaunt es auch nicht, dass der drummende Gast aus Ungarn stammt. Es handelt sich hierbei um Zsolt Galantai, der bereits unter dem Projektnamen "Rusty Gold" ein Progalbum veröffentlichte. Zsolts Mitwirken macht schon einen Unterschied. Wer elektronische Musik mit der Begründung ablehnt, dass programmierte Rhythmen einfach mies klingen, muss die Grundeinstellung überdenken - denn hier klingt dies definitiv anders. Entsprechend wird dies auch auf dem Frontcover gewürdigt: dort heißt es nämlich "Computerchemist ft. Zsolt Galantai". Beide Alben enthalten jeweils acht Titel, die Aufnahmen stammen jeweils aus der Zeit zwischen Juli 2011 und August 2012. Seinen auf früheren Alben präsentierten Stil hat Pearson nicht grundlegend geändert. Die Arbeit an den Tasteninstrumenten bildet die Grundlage, bei einigen Titeln übernimmt die elektrische Gitarre eine dominante Rolle. Das erinnert - nicht ganz überraschend - an einigen Stellen an Tangerine Dream, aber Computerchemist ist weit mehr als einfach nur ein TD-Abklatsch. Da sind nicht alle Titel gleich strukturiert, sondern es werden verschieden Facetten präsentiert. Es gibt die üblichen Symphonik-Ausflüge, bei denen auch wieder Mellotronsounds eingesetzt werden, aber - wohl auch dank Galantai - einige Titel, die auch mal Jamsession-Charakter haben. Beide Alben sind empfehlenswert, wobei auffällt, dass bei Teil 2 noch mehr Wert auf Abwechslung gelegt wurde. Dort werden auch Jazz-Einflüsse wie auch rockige Parts eingebaut. Anspruchsvoll.
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2013