CD Kritik Progressive Newsletter Nr.77 (03/2013)

The Chant - A healing place
(54:37, Lifeforce Records, 2012)

Wird über ein Album in den allgemeinen Medien mit entsprechendem Überschwang gesprochen und fällt dabei das Wort "Art Rock" bzw. werden Porcupine Tree und Steven Wilson als Vergleich herangezogen, dann ist natürlich die eigene Aufmerksamkeit geweckt. The Chant nennt sich die dementsprechend gepriesene Formation, die mit "A healing place" ihr mittlerweile drittes Album vorlegt. Nüchtern betrachtet ist "A healing place" ein Album voll von sinfonischem, dramatischem Alternative Rock und introvertiertem Breitwand Klangspektakel, der irgendwo zwischen Melancholie und Euphorie schwankt und mit einem voluminösen Gitarrensound versehen ist. Dazwischen schwirren sanfte Pianoläufe, wird mit emotionalem Tiefgang, modernen, teils sehr kaputten Sounds und geschickter Laut / Leise Dramatik gekonnt auf der Klaviatur des aktuellen Alternative Rocks gespielt. Das ist eher im Fahrwasser von Katatonia oder Anathema gehalten, als dass man hier offensichtliche Parallelen zu Porcupine Tree erkennen könnte. Trotzdem verstehen die Finnen ihr Handwerk, zieht sich nordeuropäische Schwermut, aber auch erinnerungsfördernde Harmonik wie ein roter Faden durch dieses Album. "A healing place" überzeugt als aktuell klingendes Werk mit dramatischer Traurigkeit, hat aber dennoch so viel besinnliche Power und schöngeistige Melodik, dass man der Band eine geschmacksichere Interpretation für diese Art von modernem Alternative Rock attestieren kann.

Kristian Selm



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