CD Kritik Progressive Newsletter Nr.77 (03/2013)

Beyond The Bridge - The old man and the spirit
(67:31, Frontiers / Souldfood, 2012)

Beyond The Bridge sind eine bereits 1999 gegründete hessische Prog- und Power Metal-Band, die schon einige Höhen und Tiefen durchleben musste. Auf der schrecklichen Seite der Brücke hatte ihnen im Oktober der Tod mit Simon Oberender ihren Keyboarder/Gitarristen und ihren Freund entrissen - ein ähnliches Trauma wie bei den Münchner/Augsburger Kollegen Dante, mit denen sie dieses Jahr noch die Bühne teilen. Auf der schöneren Seite stehen beispielsweise: Support für Fates Warning in Bochum, ein Gig mit den stilistisch vergleichbaren Flaming Row sowie natürlich ein gefeierter Auftritt beim ProgPower USA Festival in Atlanta. Außerdem der Label-Deal mit Frontiers, bei denen das Debüt "The old man and the spirit" herauskam. Und bei dem sollte allen das Herz aufgehen, die ihren Prog Metal gerne recht druckvoll und majestätisch bis Rock-opernhaft nehmen und beispielsweise sonst bei A.A. Lucassen oder I. Parry oder T.Sammet in Familienpackungen zugreifen. Denn auch wenn mit Dileny Mar und Herbie Langhans nur zwei Sänger am Start sind, entstehen bei diesem Konzeptwerk vor dem inneren Auge des aufgeschlossenen Hörers ganze Welten. In denen wird von so schwierigen Dingen wie dem schwer auflösbaren Gegensatz zwischen Sinnlichkeit und dem Streben nach Erkenntnis gehandelt. Dennoch bekommt der recht philosophische Plot noch eine spannende Wendung... Die Musik dazu ist bewegt, prall, bisweilen pathetisch und vor allem minutiös ausproduziert. Die vielteiligen Kompositionen zwischen zwei und knapp zehn Minuten leben von Dream Theater-artigem Riffing genauso wie von aus dem Power Metal entlehnten Galoppel-Drums, Flamenco-Gitarren, Piano-Gerüst à la Savatage, von seidigen E-Gitarren-Soli, teils jazzigen Fretless-Bass-Passagen, warm analog klingende Synth-Soli, dramatischen Sprecher-Passagen ("The old man"), von nahezu klassischem Wechselgesang und sogar von so breiten Chorarrangements, dass sie teils von einer alten Rick Wakeman-Platte stammen könnten. Diese generelle Opulenz schlägt aus folkiger Innigkeit ("Doorway to salvation") nur ganz gelegentlich in Kitsch über ("Where the earth and sky meet") - generell aber bleibt ein äußerst positiver Eindruck. Gebt uns mehr von diesen Brücken, sieben sollten es schon sein, sung mal ein ganz anderer Barde...

Klaus Reckert



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