CD Kritik Progressive Newsletter Nr.77 (03/2013)
Baraka - Trinity
(42:54, Musea Parallèle, 2012)
Jedes Land lebt so mit seinen schubladenhaften, progressiven Klischees. Bei Japan denkt man zuerst an sich überschlagenden musikalischen Overkill in spielerischer Perfektion, der zuweilen bis zur Selbstkarikatur überfrachtet ist. Das ist oftmals trotzdem originell verpackt, so dass man sich bei der entsprechenden Nippon Leidenschaft an einem bunten Blumenstrauß an Melodien, Technik und asiatischem Wahnsinn erfreuen kann. Das japanische Power Trio Baraka passt nicht vollständig in das eben beschriebene Raster. Der instrumentale Dreier nimmt sich gelegentlich zurück, hat seinen harten Rock mit deutlicher Jazz Rock / Fusion Färbung in ein verspieltes, aber nicht zu überbordendes Korsett mit amerikanischer Prägung gezwängt. Das ist präzise und filigran gespielt und umgesetzt, jedoch mit signifikanter Bodenhaftung zwischen Blues und Rock versehen. Dennoch dürfen nicht ein paar verzwirbelte crimsoneske Noten fehlen, trotzdem wirkt das Tun von Baraka immer konzentriert und der Sache dienlich, sprich musikalisch auf den Punkt gebracht. So vermisst man zwar die überraschende, spontane Losgelöstheit, die inhaltliche Unvorhersehbarkeit, bekommt dafür als Gegenleistung eine Instrumentenbeherrschung der feineren Art geboten. Während man auf den Vorgängeralben teils mit epischen Longtracks aufwartete, bleibt hier alles unter der zehn Minuten Marke, ist selbst Platz für kürzere Intermezzi mit einer Spielzeit von unter zwei Minuten. Gute Handwerkskunst aus Fernost aus dem Grenzbereich härterer Rock / Jazz Rock.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2013