CD Kritik Progressive Newsletter Nr.77 (03/2013)
Yugen - Mirrors
(59:25, AltrOck Productions, 2012)
Im Jahre 2006 erschien der Erstling dieses italienischen Musik-Ensembles. Als Konstante agieren hierbei Paolo "Ske" Botta, Francesco Zago und Maurizio Fasoli. Darüber hinaus sind Dutzende Musiker auf den Studio-Alben zu hören und schaffen dort einen kammerorchestralen RIO-Sound der schrägeren Sorte. Auf der ersten Live-Veröffentlichung der Band - mitgeschnitten beim RIO-Festival zu Carmaux 2011 - agiert die Combo als Septett. 2 Mal Tasten, Marimba, Bass, Gitarre, Schlagzeug, Saxophon / Klarinette. Ich war damals bei dem Konzert anwesend und wunderte mich ein wenig über den Sound. Live (und dies konnte ich schon einige Male bestaunen) wandelt sich die Band zu einer ausgewachsen Jazz Rock-Combo, letztlich natürlich auch dem abgespeckten Setting geschuldet. Francisco Zago - ehemals bei der Genesis-"Cover"-Band The Watch aktiv - lässt die Sau raus und rockt sich durch das komplexe Set. Das macht die Musik einerseits nachvollziehbarer, andererseits austauschbarer. Im Vordergrund stehen E-Piano und Marimba, hinzu kommen einige schöne Bläserpassagen und über allem thront die Gitarre. Das ist gut und unterhaltsam, jedoch nicht das, was ich mir von der Truppe erwarte. Die feinen, zurückhaltenden Momente der Studio-Alben werden nur noch angerissen und ohne den optischen Eindruck des Live-Konzertes ertappe ich mich dabei, wie die Scheibe an meinem Ohr vorbeirauscht. Intime Momente sind zu selten, erhabene Schönheit findet man kaum, stattdessen steht eine Instrumental-Akrobatik im Vordergrund, die auch gerne mal ins Gedudel abgleitet. Als Schmankerl gibt es "Industry", ein Henry-Cow-Cover. Die Platte ist nicht schlecht, einfach nur anders, was man durchaus auch positiv bewerten darf. Mich trifft sie dabei nicht, ganz im Gegensatz zu "Labirinto D'Aqua" und "Iridule", die ich sehr verehre. Ich bin kein ausgewiesener Jazz Rock-Fan, dies sei ehrenhalber zu der Platte erwähnt. Andererseits finde ich es gut, wenn eine Band ihren Live-Sound so darbringt, dass es keine originalgetreue Reproduktion der Studio-Scheiben ist. Die Band kann ja nichts dafür, dass ich ihren Live-Sound aus strukturellen Gründen nicht so sehr mag. Empfehlung für Fans schräger Sounds und insbesondere Neigung zu Jazzrock. Gute Platte, nicht mein Dingen. So was gibt's!
Fix Sadler
© Progressive Newsletter 2013