CD Kritik Progressive Newsletter Nr.77 (03/2013)

Taika - Pulsate
(52:28, Musea Paralèlle, 2012)

Es sind die ungewöhnlichen Verbindungen, die dem Stöbern im progressiven Kosmos immer noch den gewissen Kick geben. Taika kommen aus Tokio und agieren in der nicht gerade alltäglichen Vierer-Formation Gesang / Akkordeon, Piano, Bass und Schlagzeug. Bis auf dem bereits bei der sinfonischen Jazz Rock / Prog Formation KBB spielenden Bassisten Dani handelt es sich um eine bisher nicht in Erscheinung getretene Besetzung, die aber wie so oft bei japanischen Bands spieltechnisch Beeindruckendes abliefert. Gesungen wird von der Akkordeon bedienenden Sängerin Tae ausschließlich in der Muttersprache, selbst wenn neben den östlichen Schriftzeichen auch einige Titel in englischer Sprache verfasst sind. Die 2008 gegründete Band setzt Akkordeon und Piano in den Vordergrund, doch die luftigen Kompositionen lassen viel Freiraum für virtuose Interaktionen zwischen allen beteiligten Instrumenten. Der stimmlich hohe, aber sehr feste Gesangsstil liefert sicherlich die deutlichste Hürde für europäische Ohren, während die spielerische Ästhetik zugleich weich und vertrackt, stellenweise vertraut erscheint. Trotz einer kammermusikalischen Grundlage wirkt alles flirrend und aktiv, von einer fließenden, schwirrenden Melodik beseelt. So rührt die ungewöhnliche Exotik nicht nur von Gesang und der Dominanz des Akkordeons her, sondern auch die lebendigen Stimmungen beeindrucken zuerst einmal in dieser ungewöhnlichen und neuen Verbindung. Während viele japanische Bands auf gewollte Übertreibung und Überdrehtheit setzen, erstrahlen Taika in relaxter und fröhlich lebendiger Philosophie. Keine durchgeknallten Nippon Weisheiten, sondern moderate Zwischentöne mit dem entsprechenden Maß an bisher Ungehörtem.

Kristian Selm



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