CD Kritik Progressive Newsletter Nr.76 (11/2012)
Nexus - Magna Fabulis
(68:58, Record Runner, 2012)
In den frühen 70ern war es noch Gang und Gäbe, dass eine Band mehrere Alben innerhalb eines Jahres veröffentlichte. Meist getrieben durch die Profitgier der Plattenfirmen war die Qualität zwar nicht immer gewährleistet, doch entstanden unter diesem Druck auch manch erstaunliche Doppel Veröffentlichungen, wie z.B. "The Yes Album" und "Fragile" von Yes, die beide im Jahr 1971 erschienen oder auch "Three friends" und "Octopus" von Gentle Giant aus dem Jahr 1972. Lange Vorrede kurz auf den Punkt gebracht: es erscheint wie an Anachronismus, dass in der heutigen Zeit eine Band gleich zwei Alben innerhalb eines Jahres vorlegt und dann auch noch zwei absolut gute. "Aire" von Nexus erschien bereits dieses Frühjahr, mit "Magna Fabulis" folgt in kurzem Zeitabstand ein weiteres Werk der argentinischen Formation. Wenn man natürlich ganz exakt sein möchte, so ist Letzteres mehr oder weniger eine Kompilation, die u.a. Beiträge von den thematisch aufwändig gestalteten Musea / Colossos Samplern bzw. teils Material von einer Fanclub CD vereint. Während "Aire" auf kompaktes Material setzt, so enthält "Magna Fabulis" ausschließlich energetische Longsongs, wobei die beiden ersten Tracks zusammen gleich mal 50 Minuten in die Waagschale werfen. Logischerweise ist hier jede Menge Platz für ausufernden Progbombast und perfekt inszenierten sinfonischen Overkill, der bei Nexus immer wieder mal an ELP erinnert, doch nicht nur durch den spanischsprachigen Gesang eine ganz eigene Färbung verpasst bekommt. Nexus sind kein schlechter Clone oder Plagiat, vielmehr sind die gut ausgeschmückten Soloparts an Keyboards und Gitarre durchaus originell und sehr lebendig auf den Punkt gebracht. So gilt einmal mehr der Aufruf, auch Bands ohne englischsprachigen Gesang eine Chance zu geben. Denn gut gemachter sinfonischer Progressive Rock ist letztendlich nicht immer nur ein Frage der Sprache.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2012