CD Kritik Progressive Newsletter Nr.76 (11/2012)

New Eden Orchestra - Vikings
(58:01, Privatpressung, 2012)

9 Jahre nach ihrem Debüt "Anyman" legt das New Eden Orchestra den Nachfolger vor. Wie schon beim Vorgänger hat man mit "Vikings" wiederum ein Album in Konzeptformat gewählt. Als führender Musiker präsentiert sich einmal mehr Mike Lunn, der neben den Kompositionen auch noch Keyboards und Gitarre beisteuert, vor allem aber als Produzent jederzeit die Fäden in der Hand behält. Umgesetzt von diversen Musikern und geprägt durch unterschiedliche Singstimmen wurde "Vikings" souverän umgesetzt und opulent ausgestaltet. Trotzdem schlägt einem als Hörer unentwegt das Wort "Anspruch" direkt ins Gesicht. Bisweilen wirkt die Umsetzung zu bedeutungsschwanger, zu aufgesetzt, in den guten Momenten merkt man aber auch die offensichtliche Liebe fürs Detail. Ob nun sinfonisch-progressiv überfrachtet und dabei in bester ELP Tradition gehalten oder mit leicht weltmusikalischem Flair versehen, immer wird versucht, möglichst viel in die Musik und deren Umsetzung hineinzustecken. Das funktioniert mal gut, mal wird man einfach von zu offensichtlicher Opulenz erschlagen. Auch wenn "Vikings" auf ein nordisches, europäisches Thema baut, so klingt dieses Album jedoch typisch amerikanisch, hin und wieder etwas nach epischem Musical. Wie schon beim Vorgänger kann man das Resümee fast uneingeschränkt wiederholen: es fehlt der letzte Begeisterungsfunke, der aus dieser soliden, anspruchsvollen und gut gemeinten Scheibe, noch mehr herausholt.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2012