CD Kritik Progressive Newsletter Nr.76 (11/2012)

My Sleeping Karma - Soma
(56:24, Napalm Records, 2012)

Wenn man eine Band schon nach kurzer Laufzeit eines Albums an ihrem Sound erkennt, ganz besonders dann, wenn es sich wie bei My Sleeping Karma um eine Instrumentalformation handelt, dann deutet dies auf eine eigene Klangsprache hin. Der langsam sich steigernde, mal von prägnanten, mal von schwebenden Riffs durchzogene, intensive Gitarrenrock erfindet zwar nichts grundlegend neu, doch mittlerweile hat die Aschaffenburger Powerschmiede eine ganz eigene Interpretation definiert, mit der man es u.a. diesen Spätherbst ins Vorprogramm von Monster Magnet schaffte. Entgegen dem Cover, das im Gegensatz zu den von weißen, hellen Tönen geprägten Vorgängern, dieses Mal ausschließlich von dunklen Farbschattierungen geprägt ist, haben sich inhaltlich beim Material der Unterfranken nur Nuancen geändert. Die mächtig ausufernden Instrumentalpassagen bekommen wie immer genügend Raum zur Entfaltung. Es wird sich Zeit gelassen bei den Dynamiksteigerungen und dem Auflösen der sachte aufgebauten Spannungsbögen. My Sleeping Karma sind keine Schnellspieler, sondern sie kosten die einzelnen Töne in sich gekehrt aus. Waren es bei den letzten Werken die Gastsänger, die immer für etwas Abwechslung im Rahmen der instrumentalen Monolithen sorgte, so verzichtet man bei "Soma" gänzlich auf Beiträge am Mikrofon. So fehlt ein gewisser Kontrapunkt innerhalb der 11 Tracks, die stimmungsmäßig und vom Tempo ziemlich ähnlich geraten sind, selbst wenn man wie bei Vorgängeralben gewohnt, einige Titel als kurze Überleitungen verwendete. Damit muss man eben ausschließlich mit gut gemachten, tonnenschweren Riffs in atmosphärischer Endlosigkeit vorlieb nehmen. Aber auch dies bedeutet genretypische, gute Unterhaltung. "Soma" ist ein Album zum Treibenlassen, zum langsam Versinken. Keine Achterbahn der Gefühle oder ein euphorisches Aufwühlen, vielmehr eine Einkehr zu sich selbst.

Kristian Selm



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