CD Kritik Progressive Newsletter Nr.76 (11/2012)

Magma - Félicité Thösz
(32:32, Seventh Records, 2012)

Gewiss ist die Altersmilde, die Magma mit "Félicité Thösz" zeigen, anderer Qualität als etwa die von Yes mit "Fly from here". Da sind keine Reste verschraubt und gleißend lackiert. Magma beweisen noch längst Intensität. Wenn selbst die CD nur 32:32 Minuten lang ist; die zwei Stücke enthalten noch die vitale Dichte des typischen Sounds der stilprägenden Band. Der Titeltrack, 28:06 Minuten lang, ist in 10 Parts gegliedert, die einzeln anwählbar sind. Wie das 4:18 kurze "Les hommes sont venus" ist auch das lange Werk neuer Komposition. Keine alten unveröffentlichten Stücke gibt die Band preis, sondern ihren aktuellen Status. Und Magma haben immer noch die Kraft und Energie ihrer frühen Alben in sich. Die Band hat sich verändert, der Gesangskanon ist lichter, sanfter und lyrischer; wo einst dramatische Düsternis herrschte, ist nun süßes Flöten. Selbst die Band agiert sanfter und lieblicher, und instrumental passiert weniger. Stakkativer Songaufbau treibt die fast minimalistisch repetitive Stetigkeit voran, leichter indes als einst, nicht mit dem Zorn des jungen Drogengottes, sondern der sturen, alt gewachsenen Weltsicht des Kapitäns Christian Vander. Part 6 ist ein Pianostück, sehr schön komponiert, und perfekt eingebaut. Und auch wenn später die Band wieder energisch einsteigt, und der Chor in trance-artige Schwingung verfällt, bleibt der Wahnsinn der ersten Intensität unerreicht. Magma sind heute weitaus mehr Zeuhl als in ihrer dämlichen Disko-Phase während "Merci" 1984, wenn die (Rock-)band auch gebremst agiert und kaum in die mögliche Wildheit ausbrechen darf, die Magma auch heute noch live zelebrieren.

Volkmar Mantei



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