CD Kritik Progressive Newsletter Nr.76 (11/2012)

Kaipa - Vittjar
(69:13, InsideOut, 2012)

Bei Kaipa geht's bei aktuellen Album "Vittjar" gleich in die Vollen mit dem zweiten und dritten Track, den Longsongs "Lightblue and green" und "Our silent Ballroom Band", zusammen rund 34 Minuten lang. Insbesondere letzterer kann mit klasse Parts aufwarten, etwa bei Minute 15:00 bringen Lundin und Nillson einen sphärisch angejazzten Gitarrensound wie Alan Holdsworth bzw. UK. Kammermusikalisch angehaucht mit viel Folk-Einflüssen glänzt der Titelsong, was mich an manche Italo Prog Bands erinnert, etwa New Trolls. Aber zugleich ist das sehr songorientiert und auf den Punkt kommend, wie auch bei "Universe of tinyness". Auch etwas härter gefällig? "Second distraction" als Rausschmeißer vereint nochmals alles, was mir an "Vittjar" gefällt. Der Folk-Touch und gelegentliche FloKi-Anflüge (oder ist es eher umgekehrt?) bleiben auch weiter die solide Grundlage und Ausgangspunkt für die restlichen Songs, toll kann hier vor allem Elin Rubinsztein an der Geige brillieren. Aber ob kurz oder lang, Lundin verzichtet auf Schwadronieren und unnötigen Pomp, was der Musik sehr zugute kommt. Eine klare, transparente und zugleich druckvolle Produktion, bei der auf unsägliche "Loudness Wars" verzichtet wurde - sicher auch Lundins Erfahrung geschuldet, der seine erste Single schon 1965 (!) in jungen Jahren aufnahm -, rundet "Vittjar" ab. Sehr schöne Scheibe!

Markus Schurr



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