CD Kritik Progressive Newsletter Nr.76 (11/2012)
I Treni All'Alba - 2011 A.D.
(38:37, Inri, 2011)
Dieses italienische, auf Turin und Aosta verteilte Instrumentalquartett setzt auf Stimmführung seitens der beiden exzellenten, meist akustisch arbeitenden Gitarristen sowie Piano und Schlagzeug. Francesco Vittori spielt als Gastmusiker auf den meisten Stücken einen allerdings wenig in Erscheinung tretenden Bass. Das exzellente, mitreißende Slidespiel des "Intro" steht hinter dem von Leo Kottke nicht zurück, während das folgende "Attila" einen durchaus auch mal ruhigen, vielleicht auch nachdenklichen Hunnenfürsten porträtiert. Richtig flott geht die Kunst des Krieges zur Sache - "L'arte della guerra", zu dem Ramon Moro erhebende Flügelhorn-Linien beisteuert. Ein Höhepunkt des - wie der Name ja auch nahelegt - in Italien bereits voriges Jahr erschienenen Albums ist "Il demone". Dieser Geist hat, zumindest was Harmonien und Rhythmik des "Refrains" angeht, beim freilich völlig anders arrangierten "Money lender" von der Ian Gillan Band gut hingehört. "L'apocalisse" wiederum ist so dramatisch, wie man das vom Weltuntergang erwarten darf. "Tempi moderni" zeigt, wie die Band elektrifiziert klingt - gleichfalls interessant. Das komplexere "Fino alla fine..." weist Momente auf, die "I Treni All'Allba" in die Nähe vom California Guitar Trio und dessen Math-rockiger Vorbilder rücken. Enden tut das kurze und kurzweilige Album aber wieder völlig anders - mit einem Walzer. "2011 A.D." ist der zweite Output der viel versprechenden Band, das Debüt hieß "Folk destroyers". Tatsächlich herrscht hier ein erfrischend respektloser Umgang mit Folk vor, der mit Rock-Elementen und einen Hauch lateinamerikanischem Flair versetzt wird.
Klaus Reckert
© Progressive Newsletter 2012