CD Kritik Progressive Newsletter Nr.76 (11/2012)

Harvest - Chasing time
(52:03, Privatpressung, 2012)

Harvest zielen eindeutig auf den internationalen Markt. Die Band aus Barcelona hat mit der holländischen Sängerin Monique van der Kolk nicht nur eine gute Stimme an Bord, sonder auch der im melodisch-sinfonischen Rock verwurzelte Sound hat sich komplett von landestypischen Elementen befreit. Dabei verfügen sowohl Keyboarder Jordi Amela, als auch Gitarrist Jordi Prats über eine gewisse progressive Vergangenheit, veröffentlichten sie in den 90ern doch mit der Band Dracma zwei Alben, die eindeutig in britischer Neo Prog Tradition standen. Hin und wieder blitzt zwar immer noch etwas elegischer Proganklang durch, erinnert der Ansatz etwas an die aktuellen Marillion bzw. sanften Gothic Rock im Stil der früheren The Gathering, doch über weite Strecken ist gut durchdachter Pop / Rock angesagt. A propos Marillion, für einen Titel konnte man Steven Rothery verpflichten, wie Harvest ebenfalls in einigen Augenblicken Ähnlichkeiten an dessen Soloprojekt Wishing Tree erwecken. Weiterhin darf ex-Pallas Sänger Alan Reed bei einem Titel ein virtuelles Duett mit Monique van der Kolk wagen. In erster Linie ist die Musik von Harvest wuchtig, treibend, aber immer melodietrunken und recht eingängig ausgerichtet, gleichzeitig dennoch vielschichtig und detailverliebt gestaltet. Unterschwellige Kommerzialität, die nicht wehtut, aber bei der man sofort Zugang findet. Wer ausladendem Pop / Rock zugeneigt ist, darf hier durchaus einmal ein Ohr riskieren.

Kristian Selm



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