CD Kritik Progressive Newsletter Nr.76 (11/2012)
Amoeba Split - Dance of the goodbyes
(61:16, Privatpressung, 2010)
Amoeba Split stammen aus Spanien, genauer gesagt aus La Coruña. Bereits Anfang des Jahrtausends gegründet, liegt jetzt nach diversen Besetzungswechseln und zwischenzeitlichen Pausen das erste Album vor, das übrigens momentan nur noch in Vinyl-Form erhältlich ist. Sie sind eindeutig Jazz-orientiert, streifen aber auch gelegentlich den Symphonik-Rock Bereich. Wenn dies der Fall ist, klingt dies gerade in den ruhigen Momenten ausgezeichnet. Ausgiebige Saxophoneinlagen werden dem Jazzfreund vermutlich zusagen. Die Frauenstimme kommt - in mehrfacher Hinsicht - recht unterschiedlich zur Geltung. Mal elfengleich, mal cool jazzig, mal aber auch - gerade im Longsong - irgendwie nicht richtig passend. So kann sie teils überzeugen, liegt aber für meinen Geschmack an manchen Stellen auch nicht wirklich hundertprozentig richtig. Manche lyrischen Passagen - speziell mit Einbringen der Flöte - sind sehr schön, doch oft prägen jazzige Soloausflüge das Gesamtbild. Für den Jazz-Fan ist es sicherlich keine schlechte Idee, sich mal mit der Musik der Spanier zu beschäftigen, die einen durchaus eigenwilligen Mix anbieten. Ein Beispiel für symphonischen Schönklang ist das Ende von "Blessed water" mit feinem Saxophon und Tasten-Zusammenspiel. Das darauffolgende, leider nur sehr kurze "Qwerty" (da war bei der Suche nach einem Songtitel offensichtlich der Blick auf die Tastatur gerichtet) erinnert ein wenig an die kanadischen Maneige. Mit "Flight to nowhere" gibt es zum Abschluss noch das oben bereits erwähnte, rund 23½-minütige Epos, das am ehesten auch den Symphonic Fan ansprechen dürfte, was speziell an der feinen Keyboardarbeit (u.a. auch ein paar Mellotron-Einheiten) von Keyboarder Varela liegt. Da erinnert das Piano mal kurz an einen "Lamb lies down"-Titel, später eine Flötenpassage an frühe King Crimson. Sicherlich ist da noch Luft nach oben (gerade beim Gesang), aber schon jetzt ist einiges an Potenzial zu erkennen - daher werde ich diese Band sicherlich im Auge behalten.
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2012