CD Kritik Progressive Newsletter Nr.76 (11/2012)

Flor de Loto - Imperio de Cristal
(58:56, Mylodon Records, 2011)

Peru verfügt nicht gerade über eine üppige Progszene, sprich diese Art von Musik fristet in dem südamerikanischen Land ein ganz gewaltiges Schattendasein, ganz im Gegensatz zum südlichen Nachbarn Chile. Viel vitaler ist da die einheimische Psychedelic Szene, auch wenn diese sich hauptsächlich auf die Hauptstadt Lima konzentriert, aus der übrigens auch Flor de Loto stammen. Doch ist es nicht nur die ungewöhnliche Herkunft der Band, ebenso sorgt die etwas andere progressive Mixtur für neue Höreindrücke. Kennt man sonst indianische Flöten nur von schablonenhaft gekleideten Indiobands aus unseren Fußgängerzonen - wobei diese meist gar nicht aus Peru stammen und "El Condor pasa" und andere Weisen aus Südamerika in Dauerrotation spielen - so verwenden Flor de Loto die bekannten Sounds ihrer Heimat geschmackvoll und gekonnt anders. Dabei nehmen die diversen Flöten die signifikante Begleit- und Solistenrolle ein, die ansonsten den Keyboards vorbehalten ist, da der Fünfer aus Lima in erster Linie auf die Kraft der Saiten setzt. So streut die Band in ihren kraftvollen, von sattem Hard Rock getränkten Anden Prog diverse Flötentöne in landestypischer Spielart ein, ohne dass diese platt oder angebiedert wirken. Aber auch ansonsten ist der Saitensound von Flor de Loto alles andere als nur simpel arrangiert, selbst wenn man es offensichtlich erdiger und bodenständiger mag. Der härtere Rockkontext ist zwar prägend, aber ausgiebige Instrumentalteile sorgen für gekonnte Abwechslung und der energetische spanische Gesang sorgt für weiteren Schwung. Wer seine progressive Weltsicht erweitern möchte, findet sowohl auf der MySpace Präsenz der Band, als auch bei YouTube einige Hörbeispiele für die Eigenbeurteilung. Da man zusätzlich über einen Vertrieb durch Musea verfügt, ist dieses Album auch in unseren Breiten relativ einfach erhältlich.

Kristian Selm



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