CD Kritik Progressive Newsletter Nr.76 (11/2012)

Far Corner - Intermission
(44:27, Privatpressung, 2009)

Far Corner stammen aus den Vereinigten Staaten und sind auf ihrem Album "Intermission" als Instrumental-Combo unterwegs. Die Hälfte der Band ist mir dabei namentlich bekannt, nämlich Dan Maske an den Tasteninstrumenten, Trompete und Perkussionsinstrumenten, sowie William Kopecky, der den Bass (sowie Toy Dulcimer) bedient. Vervollständigt wird das Quartett durch Schlagzeuger Craig Walkner und Angela Schmidt an Cello und Autoharp. Was mich dank der Keyboardarbeit eingangs noch auf ein Symphonik-Prog-Werk hoffen lässt, gerät aber sehr schnell in ganz andere Bahnen. Far Corner sind eher auf Improvisationskünste bedacht. Sie lassen ihren Ideen freien Lauf und sind nicht an irgendwelche Muster und Strukturen gebunden, sondern werden einfach losgelassen. Das hat oft Jam-Charakter. Walkner darf sich beispielsweise auf dem 7½-minütigen "The unleasing" solistisch austoben. Und nicht nur hier, sondern durchweg auf ganzer Länge kann er mit überaus einfallsreicher Arbeit überzeugen. Frau Schmidt gerät hingegen eher in den Hintergrund, stattdessen dominiert die Rhythmustruppe. Mit "The knives of November" hat man auch einen Longtrack am Start (21 Minuten), der den Avantgarde / Prog-Ansatz der Band gut widerspiegelt. Das abschließende "Do something!" (übrigens fast schon unser Standardspruch im FC-Stadion) zeigt dann endlich mal wieder Keyboards im Vordergrund (in diesem Fall die Orgel), die später dann von Squire-artigem Bass-Spiel abgelöst wird. Für den Freund melodiebetonter Musik dürfte Far Corner eine harte Nuss sein, der Avant-Prog-Fan wird hier eher sein Vergnügen haben.

Jürgen Meurer



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