CD Kritik Progressive Newsletter Nr.76 (11/2012)
L'Estate Di San Martino - Talsete di Marsantino
(57:56, Privatpressung, 2012)
L'Estate Di San Martino gehören sicherlich zu den obskuren Italo Prog Bands der 70er. Die Band wurde zwar schon 1975 gegründet, doch gelang bis zur ersten Auflösung im Jahr 1993 lediglich die Veröffentlichung eines Promoalbums bei RCA, das jedoch leider nie den offiziellen Weg zum Hörer fand. Erst nach der Wiederbelebung der Band vor wenigen Jahren, erschienen auch die ersten "echten" Tonträger, wobei "Talsete di Marsantino" bereits die dritte CD der Band aus Perugia darstellt. Interessant ist dabei zuerst, dass das italienische Sextett für dieses Album auf die Zusammenarbeit mit Steve Hackett, Bernardo Lanzetti (ex-P.F.M.) und Francesco Di Giacomo (Banco) bauen konnte, wobei gerade die Arbeit mit Letztgenannten auf eine langjährige musikalische Freundschaft und Verbindung zurückblicken kann. Ein Großteil des Materials von L'Estate Di San Martino ist komplett instrumental gehalten, es ist vor allem den namhaften Gastsängern bzw. -sprechern vorbehalten, die sehr bedächtig gewählten sprachlichen Highlights zu setzen. Dabei schwanken die Instrumentalisten inhaltlich zwischen sinfonischem und akustischem Progressive Rock, der nur stellenweise mit der offensiven Opulenz und dem wunderbaren Schmalz anderer Italo Prog Legenden daherkommt. Man setzt in erster Linie auf schwebende Melodien, auf angenehme Zurückhaltung mit einer leicht edlen Note. Durchdachte Zurückhaltung lautet die Devise, die mal mit Flöte oder flirrenden Gitarrenläufen angenehm umgesetzt wurde. Dabei ist der Grat zu etwas zu seichter, progressiver Unterhaltung mitunter schmal, doch meist fängt sich die Musik, gerade wenn sie Gefahr läuft, in zu belanglose Gewässer abzugleiten. "Talsete di Marsantino" ist moderater Italo Prog der weich gezeichneten Art, der vor allem durch Wohlklang für Unterhaltung sorgt. Das ist alles geschmackvoll und mit einer leicht pastoralen Note eingespielt - nicht erschlagend beeindruckend, einfach nur schön verträumt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2012