CD Kritik Progressive Newsletter Nr.76 (11/2012)
EOL Trio - End of line
(41:00, Cristal Records, 2012)
"End of line" ist bereits das zweite Album des französischen Instrumentaltrios EOL Trio. Auch wenn das komplette Album von Keyboarder Denis Girard geschrieben wurde, so klingt die Band jedoch keineswegs nach erschlagendem Tastenoverkill, obwohl logischerweise Fender Rhodes, Hammond und Klavier im solistischen Vordergrund stehen. Doch der stets groovende, lässig intensive Jazz / Progressive Rock des Dreiers aus Paris ist eben nicht reine Kopfmusik, sondern haut ebenso wuchtig in Bauch und Beine. Die Musiker nahmen sich vom Jazz die intime Atmosphäre, das offene Spiel und vereinten es einfach mit der Power des versierten Rocks. Dabei ist das Material auf "End of line" niemals zu schräg, zu schroff, gerät es ebenfalls nie in die Falle der sinnentleerten Selbstdarstellung. Trotzdem fordert es vom Hörer eine gewisse Offenheit, den sowohl als reine Jazz bzw. Progressive Rock Formation geht das EOL Trio eben doch nicht durch. Das fängt schon beim Bassspiel an, dass mal knarzig, kantig, düster an die Power der frühen 70er erinnert bzw. fast schon magmaesk dahergrollt. Daneben ist stellenweise ebenso akustischer Bass in typischer Jazz Spielweise zu hören. Genauso verhält es sich mit Schlagzeug und Tasten, die zwischen direkter Rockhärte und schwebender Jazzästhetik wandeln. Gerade die mannigfaltige Ausdrucksstärke von Fender Rhodes und Hammond sorgen für Verspielt- und klangliche Vertrautheit. "End of line" ist ein wunderbares Album für Grenzgänger und glücklicherweise bietet die MySpace Seite der Franzosen genügend Hörbeispiele für die eigene Erfahrungsmöglichkeit. Einfach mal reinhören.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2012