CD Kritik Progressive Newsletter Nr.76 (11/2012)

Dün - Eros
(71:55, Soleil Zeuhl, 1981, Re-Release 2012)

Es gibt immer wieder mal exotische Erscheinungen in der Proglandschaft die für Erstaunen sorgen. Dün aus Frankreich gehören offensichtlich dazu. Die Band wurde 1978 gegründet und spielte, inspiriert durch das Kultwerk "Der Wüstenplanet" von Frank Herbert, modernen, angejazzten RIO-Avant-Zeuhl... Ihr einziges Album "Eros" erblickte 1981 das Licht der Welt und wurde seither mehrfach wiederveröffentlicht. 2012 ist es einmal mehr so weit und Soleil Zeuhl hat keine Kosten und Mühen gescheut das Teil von Udi Koomran remastern zu lassen. Insgesamt 5 Bonus-Tracks spendiert uns das Label und das sind keine muffigen Hinterhofaufnahmen, sondern aufwendig restaurierte Demos (+ eine Acoustic-Version von Arrakis). Stilelemente aus dem Jazz lassen sich finden, dabei ist die Geschichte sehr wuselig und rockig. Querflöte, Piano und diverse Percussion verleihen dem Getue eine akustische Note, gleichzeitig geht es in den schnelleren Passagen aber auch mal heftig zu Sache und es rockt freudvoll aus den Boxen. Ein kräftiger Bass und das wuchtige Schlagzeug unterstützen den Sound und lassen nicht selten Rückschlüsse auf Magma zu. Alles in Allem klingt das Album so, wie man es sich von einer Rockscheibe wünscht. Echt und wuselig, kratzig, volltönend, "live"! Inwiefern das den ursprünglicheren Versionen (bzw. dem Original-Vinyl) entspricht entzieht sich mangels Kenntnis meiner Beurteilung. Diese Version jedenfalls klingt überragend. Die vielteiligen, aufwendig instrumentierten Stücke bieten ein Füllhorn überraschender Wendungen und Ideen. Sich wiederholende Sequenzen werden durch Soli abgelöst, vertrackte, durcharrangierte Passagen fordern die Aufmerksamkeit des Zuhörers. Der Aufwand wird durch eine versteckte Schönheit der Kompositionen belohnt. Nach und nach schälen sich die Ideen aus dem freudvollen Spiel und der Zuhörer bekommt eine regelrecht schöngeistige Scheibe geboten. Hier und da assoziiert man vielleicht Isildurs Bane ("Mind I" & "II"), Teile aus Arrakis sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von Taal auf "Skymind" adaptiert worden. "Eros" stellt sich als "unbekanntes" Meisterwerk der RIO-Szene heraus und gehört wie selbstverständlich in jede geordnete Plattensammlung dieser Ausrichtung. Tatsächlich bin ich aber auch davon überzeugt, dass der "klassische Prog"-Hörer mit dieser Scheibe aufs Feinste bedient wird. Höchstempfohlen und ganz besonders wertvoll.

Fix Sadler



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