CD Kritik Progressive Newsletter Nr.76 (11/2012)
Algebra - JL
(55:58, AMS Records / BTF, 2009)
Wie es der Zufall manchmal so will, stammen diesmal fast alle Alben, die in den letzten Wochen auf meinem Tisch gelandet sind, aus Italien. Erfreulich dabei: allesamt machen mir richtig Spaß. Den Anfang (rein alphabetisch) machen dabei Algebra, die bereits im Jahre 1994 ihr Debütalbum "Storia di un iceberg" bei Mellow Records veröffentlichten. Es folgten zahlreiche Beiträge zu diversen Tribute Alben (Genesis, Moody Blues, Camel usw.), doch es dauert satte 15 Jahre bis zum nächsten Album. Die Wartezeit hat sich allerdings gelohnt, denn "JL" ist im Vergleich zum Debüt eine überaus deutliche Verbesserung. Das Quintett besteht aus Mario (Gesang, Gitarren, Bass) und Maria Giammetti (Saxophon / Flöte), den beiden Keyboardern Rino Pastore und Roberto Polcino sowie Schlagzeuger Francesco Ciani. Dass hier bekannte Musiker aus der italienischen Szene (u.a. die Ex-Le Orme Stimme Aldo Tagliapietra sowie Lino Vairetti von Osanna) wie auch sogar aus dem Genesis-Umfeld (Steve Hackett himself sowie sein Bruder John) mitgewirkt haben, sollte nicht weiter verwundern. Denn Mario Giammetti dürfte hier seine Beziehungen als Leiter des italienischen Genesis-Magazins "Dusk" genutzt haben. Die Songs sind recht kurz gehalten, und so kommt man auf insgesamt 20 Titel. Den Italienern geht es offensichtlich nicht um höchstkomplexen Bombast-Sound, vielmehr haben sie sich bemüht, viele kleine Ideen in die Songs zu packen. Das ist alles sehr ausgewogen, mit Liebe fürs Detail eingespielt. Ob jetzt die fein eingesetzten Blasinstrumente, Arrangements mit Geige und Akkordeon, oder einfach nur ein kurzer Titel, der auf "talking drums" basiert - das ist nicht spektakulär, aber eben insgesamt sehr stimmig und stimmungsvoll eingesetzt. Ein schönes Album, das ich sicherlich nicht gleich wieder weglege, sobald die Rezension geschrieben ist. Weiter so!
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2012