CD Kritik Progressive Newsletter Nr.76 (11/2012)
Daal - Dodecahedron
(70:36, Agla Records, 2012)
Um den Albumtitel unfallfrei auszusprechen, bedarf es möglicherweise mehrerer Versuche (oder man sagt direkt "Zwölfeck"). Dies gilt aber nicht für den Bandnamen, denn der ist schlicht und einfach - und sollte unbedingt auf dem Merkzettel eines jeden Sympho-Prog-Fans landen, der auch ein paar schrägere Zwischentöne verkraften kann. Keine Ahnung, ob der Bandname eine weitere besondere Bedeutung hat, aber offensichtlich wird er einfach nur aus den Namen der Musiker gebildet. Denn dieser überaus dichte Sound ist grundsätzlich erst mal von einem italienischen Duo eingespielt worden, nämlich Davide Guidoni (Schlagzeug und Perkussion) und Alfio Costa (Tasteninstrumente). Sie werden allerdings von diversen Gastmusikern unterstützt, die auf den auf 12 Geschichten basierenden Songs (daher auch der Titel) mit für ein ungemein interessantes, abwechslungsreiches, bisweilen recht mächtiges Klangbild sorgen. Auch wenn logischerweise die Tasteninstrumente eine wesentliche Rolle spielen, so kommen auch die Gitarrenauftritte (meist von Ettore Salati eingespielt) nicht zu kurz. Diverse Einlagen an Cello und Geige sorgen für gelegentliche klassische Momente. Diese von Costa und Luca Scherani (der auch auf zwei Songs Bouzouki spielt) arrangierten Parts zeigen mustergültig, wie man derartigen klassischen Sound perfekt ins Gesamtbild integrieren kann. Der knapp 8-minütige Opener "Bianco" macht mich von Beginn an zu einem großen Daal-Fan, denn dies ist genau die Art symphonischer Prog-Musik, wie ich sie mag. Mellotrongetränkter, wuchtiger Symphonik-Instrumentalsound, der schwer an Morte Macabre erinnert. Oder - aus aktuellem Anlass - auch an die wieder auferstandenen Änglagård. Im weiteren Verlauf erinnern einige düstere Passagen auch an ihre Landsleute Goblin. Die Einbindung jazziger, klassischer wie auch experimenteller, leicht avantgardistischer Elemente ist hier kein wüstes Durcheinander, sondern ein perfekter Soundtrack geworden. Hut ab - das ist erstklassig! Und übrigens bereits ihr drittes Werk. Grund genug also, sich auch mal um diese zu kümmern.
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2012