CD Kritik Progressive Newsletter Nr.76 (11/2012)
Corima - Quetzalcoatl
(69:09, Soleil Zeuhl, 2012)
2005 entstand Corima in El Paso. 2007 veröffentlichte man als Trio das Debüt-Album, welches bereits deutliche Magma Ingredienzien hatte. Inzwischen ist die Band zum Quintett angewachsen und beim hervorragenden Solei Zeuhl Label gelandet. Kenner der Szene brauchen keinen weiteren Hinweis, wer beim liebevoll von Alain Lebon geführten Genre-Label landet, hat Qualität. Auf Basis von Bass, Schlagzeug, Keyboards, Violine und Saxophon zelebriert Corima eine Art Magma-light. Alle beteiligten Musiker sind bei den Vokal-Aktivitäten eingebunden, wobei natürlich vor allem Violinistin Andrea Itzpapalotl (was für ein großartiger Name) hervorsticht. Die eröffnende Suite "Corima Iss De Hündin!" ist stilecht in kobaianisch gehalten, während sich die späteren Gesangs-Stücke eher wie Schamanengesänge aus längst vergangener Epoche anhören. Das passt natürlich zur Ausrichtung der Band, bei denen offensichtlich 3 Mitglieder lateinamerikanische Wurzeln haben, die anderen beiden sind ebenso offensichtlich Asiaten. Das ganze Konzept ist auf den "Quetzalcoatl" ausgerichtet, eine mesoamerikanische Naturgottheit, und so bilde ich mir ein im repetitiven Getue lateinamerikanische Einflüsse zu vernehmen. Manches wirkt hektisch und aufgeregt, so dass man an die Japaner von Koenjihyakkei denkt. Überdeutlich bewegen wir uns also im Zeuhl Kosmos und das auf hinreißende Weise. "Quetzalcoatl" hat eine erfrischende Unfertigkeit, so klingen Bass und Schlagzeug wie aus den 70ern. Echt und wirbelig zwar, aber im Verhältnis zu den Lead Instrumenten zu weit im Hintergrund. Es entsteht der Eindruck von etwas druckloser Produktion, was andererseits aber auch nicht weiter stört, weil es diesen leicht dreckigen, unfertigen, recht rockigen Sound wunderbar unterstützt. Während Magma als Erfinder dieses Klangkosmos pathostriefend daherkommen, agieren Corima eher leichtfüßig, fast schon beschwingt, ein bisschen wie tollende Hunde. Diese Platte macht enorm viel Spaß und bedeutet mir als bekennender Magma Verächter (Magma magma oder Magma magma net!), dass ich den Stil durchaus zu schätzen weiß. Das Original ist mir meist zu schwer, zu ernst, zu viel großer Bahnhof (zumindest die Alben der 70er). Mit "Félicité Thösz" konnte mich Vander hingegen überzeugen, mit Altersmilde und Aufgeschlossenheit und einer gewissen Leichtigkeit. Dennoch gefallen mir Epigonen wie Koenjihyakkei mit ihrem japanischen Manga Zeuhl oder die Franzosen von Neom mit ihrem stylishen Art-Jazz-Zeuhl besser. Und in diese Riege der eigenwilligen und hochwertigen Magma Nachfolger reiht sich nun Corima mit ihrem Ethno Zeuhl ein. Klasse Album!
Fix Sadler
© Progressive Newsletter 2012