CD Kritik Progressive Newsletter Nr.76 (11/2012)
Steve Cochrane - La la la: Variations on a happy song
(56:53, Spirit Compass Music, 2012)
Die Musik des Kanadiers Steve Cochrane hatte ich als Mike Oldfield beeinflusst im Hinterköpfchen abgespeichert. Der Albumtitel suggeriert nun aber eher Gospel-Songs als Oldfield-Ähnliches. Und in der "Alarm clock overture" geht es dann zunächst auch mit dezentem "Lalala-Gesang" los, dem später noch 60er-Jahre-Lalala-Chorgesang folgt, unterbrochen von gelegentlichen feinen Gitarreneinlagen - sehr seltsame Gratwanderung zwischen Prog und Kitsch. Die insgesamt neun Songs auf diesem Album sind thematisch miteinander verbunden, wobei der Autor Wert darauf legt, dass man dem Wörtchen "happy" nicht allzu viel Gewicht beimessen sollte, denn das Album bestehe eben nicht nur aus "Friede, Freude, Eierkuchen"-Stimmungen. Dem kann ich dahingehend zustimmen, dass der Opener nicht die Atmosphäre auf dem Album in seiner Gänze widerspiegelt. Zum Glück. Aber der Albumtitel darf durchaus wörtlich genommen werden, denn diese Lalala Variationen finden in der Tat auf den verschiedenen Songs immer wieder mal statt. Cochranes Kernkompetenz liegt in der Gitarrenarbeit, und da macht er seine Sache ordentlich. Auf diesem Album kommt vermehrt Gesangsarbeit hinzu. Dann klingt es mehr nach Singer / Songwriter-Album denn nach einem Prog Werk. Auf seiner Homepage listet Cochrane übrigens seine Einflüsse, unter anderem Hackett und Oldfield (keine Überraschung), Renaissance, Yes, Genesis, Rush, aber auch Al Stewart, Gordon Lightfoot, Enya oder Kitaro. Cochrane bedient Gitarren, Bass, Tasteninstrumente und Perkussion, wird aber an der Rhythmus- wie auch Gesangsfront von Gastmusikern / -musikerinnen unterstützt. Komplexen Artrock sollte niemand erwarten, stattdessen mit dezent eingesetzten Progelementen versehenen, melodiebetonten Singer / Songwriter Sound. Im abschließenden Titel "The day I found my wings" erinnert mich der perkussionsbetonte Teil übrigens sehr an den Titelsong des Debütalbums einer meiner Lieblings-Schweden-Bands, nämlich Tribute. Die waren allerdings in seiner Einfluss-Auflistung nicht dabei.
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2012