CD Kritik Progressive Newsletter Nr.76 (11/2012)

Cirrus Bay - Whimsical weather
(61:53, Privatpressung, 2012)

Das "launenhafte Wetter" ist mittlerweile die dritte Veröffentlichung der amerikanischen Progband Cirrus Bay. Hierbei handelt es sich um eine Band, die ganz eng mit einem Namen verbunden ist: Bill Gillham. Man kann wohl getrost behaupten, dass dies "seine" Band ist, denn er hat nicht nur sämtliche Titel komponiert, sondern steuert auch alle entscheidenden Instrumentalelemente bei. Im Klartext: Tasteninstrumente, Gitarren, Mandoline, Blockflöte und ein bisschen Gesang. Unterstützt wird er von Mark Blasco an Bass und Schlagzeug, sowie den beiden Sängerinnen Anisha Gillham und Sharra Acle. Die instrumentale Ausarbeitung ist hervorragend - wer eine Musik irgendwo zwischen Camel, Genesis und Renaissance mag, könnte sich hiermit vermutlich anfreunden. Allerdings gibt es da noch einen kleinen Wermutstropfen, den üblichen halt: der Gesang. Wohlwollend kann man an manchen Stellen zwar mit ein wenig Fantasie eine gewisse Nähe zu Renaissance erahnen, aber besonders stimmfest präsentieren sich die Damen nicht immer. Beispiel: Lied Nummer 2 mit dem Titel "Boundaries". Da werden dann tatsächlich die stimmlichen Grenzen aufgezeigt. Auf die Dauer ist mir das auch eine Prise zu süßlich, auch wenn das bisweilen zur Musik ganz gut passen mag. Aber noch mal: die instrumentalen Parts sind exzellent, da sind sehr viele schöne Melodien im Angebot, und die symphonischen Ausarbeitungen erinnern an beste Mitt-70er Zeiten. So zum Beispiel im Opener, den ich mal als Musterbeispiel für die Musik von Cirrus Bay - mit allen Stärken und Schwächen - nennen möchte. Da wird dann auch mal kurz Hackett zu besten Genesis-Zeiten zitiert, dazu die passende Mellotronuntermalung - das ist zwar nicht umwerfend neu, aber umwerfend schön. Fazit: klare Abstriche beim Gesang, ansonsten aber sehr feine Symphonik-Prog Musik.

Jürgen Meurer



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