CD Kritik Progressive Newsletter Nr.76 (11/2012)
Chickencage Experience - An eggspoiltation movie
(76:41 + DVD, Privatpressung, 2012)
Der psychedelische Underground liefert wieder mal eine schräge, aber durchaus spannende Zusammenarbeit. Sängerin H.M.Fishli von der Frankfurter Formation Polytoxicomane Philharmonie traf auf die österreichische Sängerin MicheaLa Flame, um laut Pressetext gemeinsam Instrumente zu zerlegen und freien Improvisationen ihren Lauf zu lassen. Das klingt schräger und unvorhersehbarer als das eigentliche Endresultat. Denn die aus der Kollektivität entstandene Musik, könnte als farbiger, schwirrender Soundtrack durchgehen und verbeugt sich auf seine Weise z.B. vor Autoren wie Douglas Adams ("Per Anhalter durch die Galaxis"). Nicht nur der Pressetext, sondern auch die Musik klingt auf den ersten Eindruck etwas wirr und verschroben, doch sobald man sich auf den psychedelischen Wahnsinn einlässt, schälen sich schwebende Strukturen und musikalische Begeisterung in Langformat heraus. Mit viel Elan für Hall und klanglichem Wahnsinn ist "An eggspoiltation movie" zwar cineastisch und vor allem klangkörperlich angelegt, trotzdem entsteht mehr als nur wabernde, soundtrackartige Ästhetik jenseits der zweistelligen Minutengrenze, auch wenn hier vor allem eigenartige mystische, weltmusikalische Tonfolgen unbestimmt im Raum verhallen. Man muss sich auf diese in Freiform entstandene Musik einlassen, sich von ihr ins Unbestimmte tragen lassen, wobei ein faszinierender Soundkosmos übrig bleibt, der etwas ganz Eigenes hat. Durchgeknallt, unberechenbar, aber irgendwie eindringlich subversiv und zudem in einer tollen Verpackung präsentiert.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2012