CD Kritik Progressive Newsletter Nr.76 (11/2012)

ZweiTon - Form
(42:58, Unsung Records, 2012)

Einflüsse der modernen King Crimson, Trey Gunn und düstere Electronic vereint, so könnte man recht plakativ das musikalische Betätigungsfeld von ZweiTon umreißen. Doch steht natürlich viel mehr hinter dem Projekt des Touch Gitarristen Alexander Dowerk und des Schlagzeugers Alexis Paulus, das auf "Form" von Adrian Benavides und Markus Reuter produziert wurde. Andererseits: wer andere Veröffentlichungen bzw. die stilistische Ausrichtung von Unsung Records kennt, der wird von ZweiTon keinesfalls unvorbereitet getroffen. Die kunstvolle Konstruktion dieser Art von Musik funktioniert auf zwei Ebenen: im Kopf und im Bauch. Gerade der zweite Bereich wird sicherlich nicht bei jedem Hörer angesprochen, da man eben erst über die Schwelle der eigenen Gefühlswelt schreiten und die kunstvolle Gedankenverzwirbelung in keinesfalls leicht verdaulicher Weise zulassen muss. Das Material auf "Form" ist sperrig, komplex, fast schon metallisch, erstaunlich virtuos und bis ins letzte Detail durchkomponiert. Dabei entwickelt sich eine distanzierte, urbane Kühle, die entweder entrückt abschreckt, emotional nicht berührt oder einfach ihre eigene Intensität und tiefgreifende Faszination ausübt. ZweiTon verbinden kunstvolle, moderne Klangästhetik mit elektronischer, distanzierter Atmosphäre. Grandios und heftig, aber definitiv kein Album für Jedermann.

Kristian Selm



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