CD Kritik Progressive Newsletter Nr.76 (11/2012)
Tribal Tech - X
(58:20, Mascot Records, 2012)
Tribal Tech läuft seit jeher unter dem Banner "Jazz / Fusion Supergroup". Dabei kann die Band nicht nur auf eine mehr als 25-jährige Karriere zurückblicken, sondern vereint sie auch das Können von ausgezeichneten und überaus versierten Solokünstlern. Nachdem es um die Band lange Zeit ruhig war - das letzte Album "Rocket science" erschien im Jahr 2000 - ist man nun wieder im klassischen Line-Up mit Scott Henderson, Gary Willis, Scott Kinsey und Kirk Covington aktiv. "X" bietet eine perfekte Mixtur aus Jazz, Rock und Blues, vereint einerseits ausufernde und äußerst vertrackte Soloparts, andererseits überzeugen die 10 Titel auch kompositorisch und dienen eben nicht als alleiniges Vehikel für ausufernde Instrumentaleinlagen. Das war in der Vergangenheit teilweise anders, veröffentlichte man eben auch Alben mit kollektiven Improvisationen, die nicht immer leicht zu goutieren waren. Natürlich zeigen die vier Hauptakteure auf "X" immer noch, wo der Hammer hängt, wird sich hier an entsprechender Stelle dem freien Spiel hingegeben. Trotzdem ist die Mischung ausgewogen, wurde die Austariertheit zwischen striktem Songaufbau und freier Entfaltung gut getroffen. In den richtigen Momenten wird gut losgerockt, während eben auch Platz für zurückgenommene Töne bleibt. Dass bei anderen Kritiken als Vergleich auch mal Weather Report oder Brand X angeführt wird, dient mehr als grobe Orientierung, denn es sollte keineswegs die ganz eigene Leistung und spielerische Herangehensweise von Tribal Tech geschmälert werden. "X" ist ganz einfach Jazz Rock / Fusion auf jenem spielerischen Niveau und der inhaltlichen Klasse, wie man ihn in der Hochzeit der 70er geboten hat.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2012