CD Kritik Progressive Newsletter Nr.76 (11/2012)

Geoff Tate - Kings & thieves
(52:54, InsideOut, 2012)

Geoff Tate ist eine Ikone. Als Sänger und Songwriter für Queensr˜che schaut er auf eine fast 30-jährige, wechselhafte Karriere zurück. Den Höhepunkt der Kult-Band erlebte er wohl Anfang bis Mitte der 90er Jahre, als sie das Metal-Genre mit dem Konzept-Album "Operation: Mindcrime", gefolgt vom Platin-Album "Empire" revolutionierte. Danach wurden die Alben der Combo immer austauschbarer. Inzwischen hat sich Tate mit den Kollegen verkracht und ein juristisches Verfahren über die Namensrechte steht aus. Zeit für ein Solo-Album... Bereits 2002 nahm sich Tate Zeit für seine erste Solo-Scheibe. Ein ziemlicher Schlag ins Gesicht der Fangemeinde. Zu weit hatte er sich von seinen Wurzeln gelöst, bot weichgespülten Rock und miese Sounds an. Allerdings befand sich zu dem Zeitpunkt auch Queensr˜che auf Sinkflug, weshalb die Platte eigentlich gar nicht wahrgenommen wurde. Mit InsideOut im Rücken erscheint am 29. Oktober 2012 "Kings & thieves", sein zweiter Versuch. Um es kurz zu machen; auch das neue Tate-Album kann nur bedingt überzeugen. Mit Prog und / oder Queensr˜che hat das fast gar nichts zu tun. Das ist aber sicher kein Qualitätsmerkmal. Dennoch sind die grungeigen Stücke des Albums zu durchschnittlich, bieten zu wenig Hooklines oder wieder erkennbare Strukturen. Das ist eine klassische "Dudel-Scheibe", die kaum der Rede wert ist. Natürlich singt Tate nach wie vor beeindruckend. Heutzutage fast besser denn je, erspart er uns doch berüchtigte Ausflüge in schwindelerregende Tonhöhen. Aber was will uns der Mann aus Seattle mit der Musik sagen? "Ich kann es straight"? - "Ich bin in den mittleren 90ern hängen geblieben"? - "Mir fehlen die Ideen für earcatcher"? Für glaubwürdigen, dreckigen Rock ist die Geschichte wiederum zu aufgeblasen, zu sauber produziert, zu kitschig. Gerade in den mannigfaltigen, balladesken Ausflügen zum Ende des Albums wird doch all zu sehr auf die Schmalzschiene eingebogen und man wird das Gefühl nicht los, dass Tate dringend ein weiteres "Silent ludicidy" ("Empire") loswerden möchte. Die Sehnsucht nach den Charts muss groß sein. Professionell ist das Album natürlich, es ist nur nicht interessant. Da helfen auch keine Soundspielereien, die unweigerlich an "Operation: Mindcrime" erinnern (sollen). Seltsam untight bewegt sich die Platte emotionslos im luftleeren Raum und unterstreicht einmal mehr, dass Tate einfach nicht mehr viel zu sagen hat. Als Wegbegleiter für eine längere Autofahrt kann man das Dingen mal laufen lassen, ok. Aber mehr ist es nun wirklich nicht. Shampoo-Rock mit ziemlich gutem Gesang und "proggigen" Spielchen. Na ja...

Fix Sadler



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