CD Kritik Progressive Newsletter Nr.76 (11/2012)
Prog Rocks Volume Two
(79:28 + 79:13, EMI, 2012)
Einen "Beginner's Guide to Progressive Rock" zusammen zu stellen, erscheint als anspruchsvolles Unterfangen. Fordernd schon aufgrund von Umfang und Vielschichtigkeit des zu kartografierenden Gebiets. Da würde man sich mit einem Sampler zu wenigstens etwas schärfer abgegrenzten Subgenres wie beispielsweise "Krautrock" oder "Prog Metal" leichter tun. Die EMI und ihre angeschlossenen Labels haben das derzeit grassierende Prog Revival zum Anlass genommen, es dennoch zu versuchen. Dabei konnte man den gelegten Spuren des Erstlings ("Volume One") dieser Katalogkampagne folgen. Kampagne übrigens insofern, als in diesem Rahmen die Preise zahlreicher CDs und DVDs zeitweilig gesenkt werden. Auch die Compilation selbst ist mit knapp 10 Euro ansprechend bepreist. Wieder wird ein buntes Spektrum geboten: Von jammervoll kitschig (Barclay James Harvest "Galadriel") bis durchaus bewegt (Devin Townsend Project "Hyperdrive!". Allerdings fehlt dieser Ausgabe ein Bindeglied zum Postrock, wie "Vol. One" das mit Oceansize hatte). Und von steinalt (z.B. Van Der Graaf Generator mit der von George Martin produzierten Instrumental-Nummer "Theme One", bislang rar bzw. nur via Box erhältlich) bis zu frisch gebacken (Affector "New Jerusalem"). Dabei ist die Aufbereitung etwas ungewöhnlich: CD 1 ist nur Material aus den Siebzigern vorbehalten, während CD 2 den Bogen von Marillions "The web" bis hin "Road Salt" von Pain Of Salvation oder zur diesjährigen Soloscheibe von Arjen A. Lucassen (u.a. Ayreon) schlägt. Die persönlichen Highlights des Samplers stehen sämtlich auf CD 1 und entstammen vielfach der Canterbury-Szene: Gong, Steve Hillage, Hatfield & The North, Kevin Ayers oder Soft Machine sind hier sämtlich mit relevanten Titeln vertreten, auch wenn man selbst vielleicht im einen oder anderen Fall anders ausgewählt hätte. CD 2 wird auch dadurch nicht mehr oft beim Rezensenten laufen, da der unvermeidlich scheinende Neal Morse hier mit drei Songs (Spock's Beard, Transatlantic, Solopredigt) überpräsent ist. Dennoch natürlich eine attraktive Probierpackung, mit der man zu diesem Preis ohnehin nicht viel falsch machen kann. Umso weniger, als etliche der enthaltenen Versionen remastert sind - also klanglich teils deutlich verbessert im Vergleich zu den vielleicht bereits vorhandenen Alt-Vinyls.
Klaus Reckert
© Progressive Newsletter 2012