CD Kritik Progressive Newsletter Nr.76 (11/2012)

Indrek Patte - Celebration
(53:17, Strangiato Records, 2011)

Indrek Patte ist ein Urgestein in der estnischen Progszene und bereits seit den 70ern aktiv. Er war u.a. bei Ruja und Linnu Tee, zwei der bekanntesten Formationen aus Estland zur damaligen Sowjetzeit. Mit dem Soloalbum "Celebration" zelebriert er zusammen mit seiner Begleitband im wahrsten Sinne des Wortes die progressiv-sinfonische Musik der 70er auf hochmelodische Weise, während textlich in nicht ganz so offensiver Weise wie bei Neal Morse christliche Themen im Vordergrund stehen. Vom spielerischen Niveau und von der Produktion gibt's absolut nichts zu meckern, hier wird wieder offenbart, welch hervorragende Musiker doch in Europas Nordosten ein Schattendasein fristen. Doch dummerweise wird sich an manchen Stellen viel zu offensichtlich bei anderen Bands bedient, so dass der Originalitätsfaktor doch arg darunter zu leiden hat. Der Opener "Resurrection" erinnert in seiner Grundstruktur frappierend an "Firth of fifth" und beim folgenden "Learn to live" wähnt man sich auf dem Genesisalbum "A trick of the tail". Gegen guten Klau ist ja nichts zu sagen, doch sollte doch irgendwie mehr Originalität bei der Umsetzung in Betracht gezogen werden. Immer dann, wenn Indrek Patte und seine Mitstreiter mehr auf folkige bzw. klassische Themen setzen oder einfach den sinfonischen Anklängen einen edlen-pastoralen Touch mit euphorischen Momenten verleihen, dann glänzt die wundervolle Musik durch ihre ganz eigene Strahlkraft. So ist man bei der Beurteilung hin- und her gerissen, bleibt ein schaler Beigeschmack: die instrumentale und soundtechnische Qualität wurde bestens und sehr professionell in Szene gesetzt, bei mehr inhaltlicher Eigenständigkeit würde die eigene Begeisterung durchaus positiver ausfallen. Wer jedoch einfach nur sinfonischen Retrosound in melodischer Herrlichkeit und perfekter Präsentation erwartet: Bitte schön!

Kristian Selm



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