CD Kritik Progressive Newsletter Nr.76 (11/2012)
Ornithos - La trasfigurazione
(61:261, Vinyl Magic, 2012)
In den letzten Jahren ist offensichtlich recht viel Bewegung in die italienische Prog-Szene gekommen. Viele neue Bands tauchen auf, und auch Altbekannte sind weiterhin aktiv. Unter die neuen Namen, die dank guter Qualität berechtigterweise auf sich aufmerksam machen, hat sich ein weiterer gemischt. Ornithos - was eigentlich eher eine griechische Band vermuten lässt. Doch das Sextett stammt aus Umbrien, und der Kenner der italienischen Szene wird feststellen, dass es sich um einen Ableger der ebenfalls in diesem Heft besprochenen Il Bacio della Medusa handelt. Positiv herauszuheben ist die Tatsache, dass sich die Damen und Herren aus Umbrien bemühen, viel Abwechslung in ihre Musik zu bringen, da klingt wahrlich nicht jeder Titel gleich. Ein beachtlicher Teil ist im typischen Symphonik-Prog angesiedelt, und in diesem Bereich arbeiten sie wirklich gut. Feine Keyboardarbeit, sehr gut dazu passende Flötenparts - richtig feiner Stoff für den Symphonik-Retro-Fan. Aber das ist nur eine Facette. Es darf auch durchaus mal ein bisschen Jazzrock sein, bisweilen hat es leichten Jam-Charakter, oder es gibt auch mal Ausflüge in Hard Rock Bereiche, aber auch folkige Einlagen gehören zum Ornithos-Sound. Einzig die Gesangsparts können mich nicht überzeugen, speziell der Männergesang ist verbesserungsfähig, während die Sängerin mit recht kräftiger Stimme agiert, aber teils auch recht gewöhnungsbedürftig klingt. Doch das ist nur ein kleiner Wermutstropfen, zumal der Gesangsanteil nicht allzu hoch ist. Vielmehr bleibt eine wohl durchdachte Mischung aus Retro, Jazz, Hardrock und Folk haften, wobei mir speziell die Beiträge von Flötistin / Saxophonistin Eva Morelli sehr gut gefallen. Sehr ordentliches Debüt. Der Italo Prog-Fan sollte sich sicherlich mal mit dieser Band auseinandersetzen, es dürfte sich lohnen.
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2012