CD Kritik Progressive Newsletter Nr.76 (11/2012)

Absente H - Vagalume
(65:58, Musea Parallèle, 2011)

Nachdem das französische Label Musea vor einiger Zeit dazu überging, die schreibende Zunft aus Kostengründen nur noch mit Promos als Internet Stream zu versorgen, ist die Begeisterung, sich mit den Veröffentlichungen des Labels zu beschäftigen, stetig gefallen. Denn wer hat schon rechte Lust, ausschließlich am Computer die aktuellen CDs anzuhören? Und so passiert es eben immer häufiger, dass das Material von Musea mit einiger Verspätung besprochen wird oder man eher zufällig durch andere Publikationen auf eine CD gestoßen wird. "Vagalume" von Absente H erschien bereits 2011, aber erst eine Kritik im belgischen Magazin Prog Résiste sorgte für die entsprechende Aufmerksamkeit. Die spanische Formation sieht sich selbst von britischen Progbands wie z.B. Pink Floyd, Yes, Genesis oder Camel beeinflusst, wie man aber ebenso den Ansätzen von neueren Bands wie The Flower Kings und Porcupine Tree nicht abgeneigt ist. Die Referenzen sind dabei etwas zu mächtig und wohl eher nach dem Name-Dropping Prinzip gewählt. Letztendlich spielt die Band aus Madrid eigenständigen sinfonischen Rock mit Retro Elementen, der nicht unbedingt sofort offensichtliche Zitate der erwähnten Inspirationsquellen erkenn lässt. Zuerst sorgt schon einmal der spanische Gesang für Authentizität und Emotionalität, auch wenn nicht immer jeder Ton richtig sitzt. Doch vor allem die instrumentale Erweiterung mit Flöte und Violine sorgt für gut ausgewogene Abwechslung. Die Songstrukturen sind sinfonisch-melodisch ausgerichtet, niemals zu exzessiv ausladend gestaltet, aber eben doch mit gut eingestreuten Soloeinlagen an Gitarre und Keyboards und eleganten Wendungen durchsetzt. Für die Freunde der nostalgischen Tastentöne gibt's natürlich auch mellotronhaltiges Futter. Trotzdem verzichten Absente H auf zu oft gehörte Plattitüden und schaffen einen Ausgleich zwischen Retro Einflüssen und zeitgemäßen Ansätzen. Kein Überflieger Album, aber trotzdem eine Scheibe, die mit einigen interessanten Facetten versehen wurde, über deren Qualitäten man sich einfach auf der Website der Band einen Eindruck machen kann.

Kristian Selm



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