CD Kritik Progressive Newsletter Nr.75 (07/2012)

Mekong Delta - Intersections
(52:01, Steamhammer / SPV, 2012)

Die Prog- / Thrash-Metal-Heroen von Mekong Delta stehen in einer bewussten Beziehung zur eigenen Vergangenheit. Das sieht man etwa daran, dass ihr 2010er Album "Wanderer at the edge of time" mit "Dances of death (And other walking shadows)" einen eigenen Klassiker von 1990 wieder aufnahm. "Intersections" geht sogar noch weiter und präsentiert ein ganzes Album von neu aufgenommenen "Klassikern". Das könnte man als Rip-off der Fans missverstehen, doch die Band beteuert, dass sie von eben jenen Fans immer wieder darum gebeten worden sei. In der Tat scheinen die Mekongs durch die vielen Umbesetzungen (einzig verbliebenes Gründungsmitglied ist Ralf Hubert, bss), allen voran durch Martin LeMar, den aktuellen Mann am Mikrofon, heute eine völlig andere Band zu sein. Und in der Form ihres Lebens. Insofern kann es durchaus Sinn machen, auf Klopper wie "The cure" vom Debüt oder "Shades of doom" ("Principle of doubt") noch mal zurückzukommen. In den aktuellen Versionen wirkt definitiv nichts angestaubt und offeriert gelegentlich vor allem klanglich neue Seiten. So beginnt beispielsweise "Sphere eclipse" teils nach der progressiven Seite von Iron Maiden zu klingen, während LeMar sonst mehr an den frühen Daniel Gildenlöw (u.a. Pain Of Salvation) erinnert. Das wunderbare "Kaleidoscope"-Album ist hier mit drei Titeln vertreten. Wie schon bei den Urfassungen dominiert insgesamt der Jagdgalopp (nur "Heroes grief" und "Heartbeat" nehmen zumindest teilweise den Fuß vom Gas) - das Delta ist also auch 2012 kein Ort für Culcha Candela-Fans. Das insbesondere für noch nicht komplett bestückte Mekong-Reisende erwägenswerte Album enthält löblicherweise alle Texte, lässt aber leider Liner Notes und Angaben zum ursprünglichen Erscheinungsort vermissen - beides hätte sich hier besonders angeboten.

Klaus Reckert



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