CD Kritik Progressive Newsletter Nr.75 (07/2012)
Alcest - Les voyages de l'âme
(50:22, Prophecy Productions, 2012)
Alcest werden zwar dem Black Metal zugeordnet, doch auf "Les voyages de l'âme" findet sich sehr viel Platz für epische, ausladende Stimmungen, ist das in Französisch gesungene Album dominiert von einer sehr träumerischen Klangästhetik. Zwar wird das ausschweifende Material von den Gitarren beherrscht, doch sanfte, raumschaffende Keyboardteppiche, wie auch mit sehr viel Hall versehener Gesang geben dem Material einen fast schon ätherischen Touch. Nur selten sind kreischende, überschlagende Gesangseskapaden zu vernehmen, zum Großteil wird dieses Werk von lang gezogenen Akkorden und wuchtigem Bombast getragen, der ganz eindeutig dem Wall-Of-Sound Ansatz des Post Rock entliehen ist. "Les voyages de l'âme" ist ein kluges Album zwischen den Genres, das mit zurückgenommener Härte und greifbarer Epik Metal und Post Rock vereint, aber gerade durch seine melancholischen Stimmungen ebenfalls die Traurigkeit mancher Alternative Rock Bands aufgreift. Bei den Vergleichen fallen oft die Namen Opeth, Anathema oder Katatonia. Von all diesen Bands sind gewisse Merkmale zu erkennen, dennoch erschaffen Alcest eine ganz eigene, traurig-schöne Soundwelt, die verträumt und wuchtig zugleich ist, die von prägnanten, fast schon kitschigen Melodiebögen getragen wird.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2012