CD Kritik Progressive Newsletter Nr.75 (07/2012)
Flyin' Ryan Brothers - Under the influence
(66:05, Privatpressung, 2011)
Diese brüderliche Kooperation geht offensichtlich bereits auf Ende der 60er Jahre zurück und wurde ursprünglich u.a. von den Twin-Lead-Gitarren von Wishbone Ash & Co. beeinflusst. In der Jetztzeit spielen Jimmy und Johnny Ryan variantenreichen, gelegentlich angeproggten Gitarren-Instrumental-Rock. Stets melodisch und hierin wie im obertonarmen Sound mehr an Vinnie Moore als an Ted Turner erinnernd. Die Kompositionen bewegen sich stilistisch zwischen ätherischem Schönklang ("Ascension"; "After hours"), über Rockiger angasendes ("Full throttle", das in der säuisch groovende "Grooveyard dawg"), funkiger Jazzrock ("Rubik's groove"), Wishbone-Ashigem ("El Morado", "When we left earth"). Das Album gewinnt sehr durch unterschiedliche Klangfarben (Akustische Gitarre, Lap Steel, diverseste Effekte) der beiden Klampfer, durch das diffenzierte, vielgliedrige Schlagzeugspiel von Johnny Mrozek (vgl. vor allem "Chupacabra") und den Fretless Bass von William Kopecky (u.a. Kopecky, Far Corner, Pär Lindh Project, Parallel Mind, Snarling Adjective Convention, Yeti Rain). Für "Clockwork" kehrte ihr ursprünglicher Drummer Dan Van Schindel zeitweilig zurück. Schick: Durch klare Kanaltrennung (Jimmy rechts, Johnny links) lässt sich stets klar nachvollziehen, wie die singenden, sich reibenden Harmonien der Gitarristen sich aufbauen. Die Band betont, dass alle Ssoli gleichzeitig und "live" eingespielt wurden. Auch nett: "No keyboards or synthesizers were used in the recording of this cd" (und das ist angesichts der perlenden Linien von "Loco motive" schon einigermaßen erstaunlich).
Klaus Reckert
© Progressive Newsletter 2012