CD Kritik Progressive Newsletter Nr.75 (07/2012)

StereoKimono - Intergalactic Art Café
(59:57, Immaginifica, 2012)

Gefangen zwischen eigenem Anspruch, offensichtlichem musikalischen Können einerseits und der allgemeinen Wahrnehmung andererseits, suchen StereoKimono einmal mehr in ihrem ganz eigenen Mikrokosmos ihr Glück. "Intergalactic Art Café", das inzwischen dritte Album der Formation aus Italien, wurde wiederum von P.F.M. Urgestein Franz Di Cioccio perfekt produziert und in Szene gesetzt. Grob charakterisiert als instrumentales Rock Trio mit deutlich progressiver und psychedelischer Beeinflussung, sind StereoKimono so etwas wie ein ewiger, immer gut gemeinter Geheimtipp. Auch das aktuelle Werk wird wohl kaum aus diesem Status heraustreten, selbst wenn die Band hier einmal mehr beweist, dass man eben nicht ausschließlich auf die Vergangenheit bauen muss, man ebenso mit lockeren Momenten und schwebender Weitläufigkeit immer noch anspruchsvoll glänzen kann. Die 10 Titel atmen mal wachen World Music / Psychedelic Geist, wirken als lebendiger Trip zwischen Indien und europäischer Tradition, können aber ebenso Fetzen aus Reggae, Funk oder Hard Rock für sich einnehmen. Dies letztendlich aber nur, um später mit progressiver Sprunghaftigkeit in einen regen Dialog zu treten und crimsoneske bzw. zappaeske Rhythmik und gelegentliche Mellotronkaskaden harmonisch zu vereinen. Da die Band nicht unbedingt mit einer Veröffentlichungsflut beeindruckt, scheint man eben genau das auf Tonträger zu veröffentlichen, was nach reiflicher Überlegung den eigenen Standards genügt. StereoKimono sind der Vergangenheit verpflichtet, ohne augenscheinlich Retro zu sein. Die Band ist zeitgemäß und innovativ, ohne der Aktualität nachzuhecheln. "Intergalactic Art Cafe" fällt auf, ist kein alltägliches Prog Album nach bekannten Strickmustern. Dennoch werden es die Italiener wohl wiederum recht schwer haben, mit ihrer frischen Progressivität ein größeres Publikum zu begeistern. Für offene Ohren dennoch ein Hörgenuss.

Kristian Selm



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