CD Kritik Progressive Newsletter Nr.75 (07/2012)

Trevor Rabin - Jacaranda
(43:41, Privatpressung, 2012)

Für einige unverbesserliche Yes Fans gilt Trevor Rabin als die Projektionsfläche des langsamen qualitativen Abstiegs des Prog Dinosauriers. War es doch genau er, der die Band in den 80ern mit "Owner of a lonely heart" auf Chartniveau trimmte und auch später für einen straighten Sound sorgte, der der Band damit gleichzeitig die kommerziell erfolgreichste Zeit ermöglichte. Nach dem 1994er Werk "Talk" und der anschließenden Tour ging man jedoch getrennte Wege und Rabin widmete sich fortan unzähligen Soundtracks für Hollywood Blockbuster zu wie z.B. "Con Air" (1997), "Armageddon" (1998), oder "Rock Star" (2001). So kommt es dann doch etwas unerwartet, dass er abseits der großen Kinowelt nach relativ langer Sendepause mit einem Soloalbum zurückkehrt. "Jacaranda" ist in mehrerer Hinsicht ein positiv überraschendes Album. Im Gegensatz zu seinen früheren Soloalben, orientiert sich Trevor Rabin nicht am AOR Sound seiner Werke der 80er (u.a. fußend auf der erfolgreichen Zusammenarbeit mit seinem Landsmann Manfred Mann), sondern "Jacaranda" ist das wahrscheinlich komplexeste und inhaltlich ausgetüfteltste Album, das er je aufgenommen hat. Doch geht es nicht unbedingt in progressive Gefilde, denn zusammen u.a. mit Wunsch Schlagzeuger Vinnie Colaiuta ist ein meist recht verspieltes jazz-rockiges / Fusion Album entstanden, das wirklich überzeugt. Vieles ist auf diesem fast rein instrumentalen Album (lediglich auf einem Titel findet sich lautmalerischer Gesang von Liz Constantine) der amerikanischen Musikgeschichte geschuldet, vereint es doch ganz locker Einflüsse aus Country, Bluegrass, Klassik, Filmmusik, Rock und Jazz, erinnert einiges an die früheren Alben der Dixie Dregs. Gerade bei den expressiven Sololäufen fühlt man sich an Songs wie das bereits auf den Yes Tourneen als Solostück zelebrierte "Solly's Beard" erinnert. Doch geht es letztendlich noch eine Spur verfrickelter und erfrischender zur Sache. "Jacaranda" hat rein gar nichts bzw. nur sehr wenig mit der Yes Vergangenheit zu tun, auch wenn man sich einige Takte der flotten Passagen durchaus im Yes Kosmos vorstellen könnte. Auch bricht Trevor Rabin fast komplett mit seiner eigenen Vergangenheit und hat einfach ein Solowerk eingespielt, das sich keinen Deut um irgendwelche kommerziellen Gesichtspunkte kümmert. Vielleicht ist es genau diese Freiheit und das Verzichten auf irgendwelche Erwartungen, was dieses Album zu einem überaus interessanten und virtuosen Werk hat reifen lassen.

Kristian Selm



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