CD Kritik Progressive Newsletter Nr.73 (11/2011)

Otarion - Creator
(71:44, Neu Harmony, 2002)

Hinter dem Pseudonym Otarion verbirgt sich der Siegener Elektronik-Musiker Rainer Klein. Seine überaus einfallsreichen und geschmackvollen Kompositionen waren der Grund, sich mal etwas ausführlicher mit diesem Musiker zu beschäftigen, was schließlich auch im Interview in dieser Ausgabe resultierte. Als passendes Beispiel aus seinem Oeuvre habe ich mir stellvertretend das Album "Creator" heraus gepickt, das an dieser Stelle etwas ausführlicher beschrieben werden soll. Im Inlet wird folgender Leitsatz zitiert: "Music is the language of our world, it speaks in different colours but always reflects our feelings". Nun liegt es natürlich immer im Auge (oder besser: Ohr) des Betrachters, inwieweit ihn/sie die Musik erreicht, die gerade konsumiert wird. Ich kann für meinen Teil sagen, dass ich als Fan der Sparte Symphonik-Prog, der sich gerne auch mal mit elektronischer Musik beschäftigt, von diesem Werk sofort gepackt war. Vermutlich, da in dieser Art elektronischer Musik genau die Elemente eingebunden sind, die den Symphonik-Progfan in mir direkt angesprochen haben. Diese sinfonischen Bauteile, diese Ausrichtung, auch mal in bombastischen Arrangements zu enden. Das Ganze im Grundgerüst der elektronischen Musik, die üblichen handwerklichen Grundausstattungen der EM-Szene bedienend, ohne dabei alle möglichen Referenzen wie TD, Vangelis oder Jarre einfach nur weitgehend zu kopieren, sondern seine eigene Interpretation von elektronischer Musik zu finden - das alles scheint dem Siegener Musiker gut gelungen zu sein. Die insgesamt neun Kompositionen auf "Creator" sind abwechslungsreich gestaltet und besitzen eine emotionale Tiefe, die mich definitiv zu erreichen vermag. Genau das also, was im oben erwähnten Leitsatz angesprochen wird. Hier geht es eben nicht um sich ständig wiederholende Sequenzen und breit angelegte atmosphärische Parts ohne Wiedererkennungswert, sondern um Kompositionen, in denen synthetische Melodielinien im Vordergrund stehen, die in stimmungsvoll angelegte Keyboardflächen eingebettet sind und mich immer wieder zu faszinieren wissen. Mit viel Liebe zum Detail wurden hier Elektroniknummern kreiert, die nicht langweilig werden, weil man immer wieder neue kleine Details entdecken kann. Ein wunderschönes Album, das Rainer Klein alias Otarion hier abgeliefert hat, das ich unbedingt dem Fan sinfonischer Elektronik-Musik ans Herz legen möchte. Lediglich ein paar fast schon techno-artige Rhythmusunterlegungen trüben den Hörgenuss ein wenig, aber das nimmt einen derart geringen Raum ein, dass man dies getrost vernachlässigen darf. Das alles ergibt locker eine satte 13 auf meiner Elektronik-Punkteskala.

Jürgen Meurer



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