CD Kritik Progressive Newsletter Nr.73 (11/2011)

Ignatius - Lights from the deep
(56:50, Musea, 2011)

Falsche Zeit, falscher Ort. "Lights from the deep" wäre Anfang der 90er sicherlich in der damals darbenden Prog Szene der absolute Knaller gewesen. Doch leider hat sich seitdem musikalisch einiges getan, wird es heutzutage eine Band vom Format der spanischen Band Ignatius einfach aufgrund des recht großen Angebots nicht sehr leicht haben. Dies soll jedoch keineswegs die Leistung von Ignatius schmälern, denn die 6 Titel auf diesem Album sprühen vor sinfonischer Schönheit, verspielten Momenten, einer interessanten Balance aus weit ausholender Melodik und einigen expressiven Passagen. Das hat neo-progressive Wucht in bester Ausprägung, hier fließen die melodischen Passagen mal von den Keyboards, mal von der Gitarre getragen in sinfonischer Eleganz und Schönheit voran. Die weichen Momente beeindrucken mit Atmosphäre, die gelegentlichen Dynamiksprünge wurden gut durchdacht eingewoben. Einziger kleiner Minuspunkt: der Gesang ist okay, wenn auch nicht überragend - alles in allem also gute Arbeit. Man merkt der Band aus Barcelona an, dass man sich fast ein Jahrzehnt Zeit nahm, um aus Ideen eines Projekts eine richtige Band reifen zu lassen. Dabei sollte man sich übrigens keineswegs von den auf der Musea Webseite angeführten Einflüssen der Band auf eine falsche Fährte locken lassen: von Zappa, Judas Priest, Motörhead, Keith Jarrett, Black Sabbath, King Crimson oder Jethro Tull ist hier aber auch rein gar nichts zu vernehmen, das ist ganz einfach melodischer Neo Prog in Reinkultur. Und der ist ohne Zweifel gut gemacht und gespielt - Punkt.

Kristian Selm



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